Schellschlicht (2053m) Ammergau

Quelle: DAV Sektion Gay Outdoor Club, Autor: Franz Schemera

Blick vom Gipfel auf Friederspitz und Frieder
Blick vom Gipfel nach Süden
Blick vom Gipfel nach Westen
Blick vom Gipfel zur Kreuzspitze
Im Aufstieg über die Ostseite

Die Tour

Stille, aussichtsreiche Rundtour für geübte, orientierungssichere Berggänger

Die – oder auch der – Schellschlicht (es gibt beide Schreibweisen) ist einer ruhigsten, aber auch einer der lohnendsten Gipfel im ganzen Ammergau. Ruhig ist er vor allem deshalb, weil er es seinen Besuchern nicht leicht macht. Die Strecke verlangt Ausdauer und ist besonders im Sommer enorm schweißtreibend. Ausreichend Proviant und ein paar Liter Getränk sind dringend anzuraten. Es gibt keine Quellen. Belohnt wird man durch Eindrücke, die es in sich haben. Man bewegt sich durch eine unberührte, fast vorgeschichtlich wirkende Landschaft und fühlt sich, als wäre man aus der Zeit gefallen – und das nur ein paar Stunden von München entfernt!

Texte und Fotos von Albert Sandner (Wanderleiter des GOC)

Info

Schwierigkeit
schwer
Aufstieg
1320 hm
Abstieg
1320 hm
Tiefster Punkt Bahnhof Griesen
817 m
Höchster Punkt Gipfel Schellschlicht
2053 m
Dauer
6:30 h
Strecke
13,9 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Gefahrenpotential
Technik
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Parkplatz am alten Grenzübergang in Griesen

Ziel

Parkplatz am alten Grenzübergang in Griesen

Weg

Vorbemerkung:

Der hier beschriebene Aufstieg über die Ostseite (Weg 252) wird nicht mehr ausgewiesen und ist im oberen Abschnitt teilweise erodiert. Er erfordert alpine Erfahrung. Weniger Geübten ist der westseitige Weg - über Klamm und Hohen Brand - für Auf- und Abstieg anzuraten.

Vom Bahnhof in Griesen gehen wir zunächst nach links, auf der Hauptstraße in Richtung Ehrwald, bis zum alten Grenzübergang. (Keine Sorge: in Griesen kann man sich nicht verlaufen!) Vor der Brücke dort biegen wir rechts in den Fahrweg ab, der am Grieß entlang in nordwestliche Richtung führt und haben schnell unser Ziel vor Augen, auch wenn wir noch längst nicht oben sind. Wir folgen dem Fahrweg etwa fünfzehn Minuten, bis zu einer Gabelung nach rechts. (Das alte Hinweisschild "Schellschlicht" ist dort leider verschwunden.) Dann geht es zunächst eher gemächlich bergauf. Kurz vor der Klamm stehen wir vor der Entscheidung: machen wir den Aufstieg rechtsrum oder linksrum. Für viele erledigt sich die Entscheidung von selbst, denn der Abzweig zum alten Weg (Nr. 252) rechtsrum, also ostwärts, ist unauffällig und leicht zu übersehen. Die meisten Wanderer folgen deshalb kurzerhand dem klar erkennbaren Weg nach links (Nr. 251) über die Klamm und steigen westseitig auf und wieder ab. Wir tun’s nicht und schlagen uns nach rechts in die Büsche.

Der Pfad geht zunächst steil etliche hundert Höhenmeter durch den Wald bergauf, wird dann wieder flach und folgt der Flanke. Nach einer Schuttreiße mit Seilversicherung – für manche nicht ganz einfach – kommt erneut ein Steilanstieg, diesmal durch Latschen. (Dieser Abschnitt ist auch als der „Tauchsieder“ bekannt. Wer ihn an einem heißen Sommertag geht, wird verstehen warum.) Dann wird’s wieder etwas flacher und wir kommen schließlich am Sunkensattel an, auf einer Höhe von 1762 m, und haben jetzt schon mal freien Blick hinüber nach Osten, auf Friederspitz und Frieder. Hier ist so gut wie immer Brotzeit fällig. Der Gipfel scheint jetzt nicht mehr zu verfehlen, aber im weiteren Aufstieg muss man trotzdem aufpassen: auf einer Höhe von etwa 1840 m wird ein steiler Felsblock links umgangen, und dabei wendet sich der Weg vorübergehend wieder nach unten. Wenn man die entsprechende Markierung übersieht, kann man sich unangenehm versteigen. Danach geht’s durch eine manchmal arg rutschige Rinne wieder geradewegs in Richtung Gipfel. Der letzte Abschnitt folgt dem Grat.

Wer den Gipfel an einem Tag mit klarer Sicht besteigt, wird dieses Erlebnis vermutlich nie vergessen. Ringsum das Ammergau, nach Süden Wetterstein und Karwendel, und dazu ein innerliches Hochgefühl, für das man das Wort „schellschlichtig“ prägen sollte. Jetzt kräftig durchatmen und mal so richtig ausrasten (ja, ja, hier oben ist sogar dieses Wort positiv)! Immer wieder schön ist auch der Aha-Effekt, wenn die Leute beim Blättern im Gipfelbuch feststellen, dass es vom Gay Outdoor Club ausgelegt wurde, der schwul-lesbischen Sektion im Alpenverein. Man findet dazu viele freundliche Bemerkungen, hin und wieder ein paar Anzüglichkeiten, und manchmal auch Rüpeleien, aber die bleiben die Ausnahme. Menschen mit einem engen Horizont kommen selten auf einen so weiten Gipfel.

Zum Abstieg laufen wir lang und genüsslich am Grat entlang nach Südwesten. Die Markierung ist gut, liegt aber manchmal unter Schnee, dann ist ein wenig Pfadfinderei angesagt. Auch Trittsicherheit ist jetzt gefragt, denn links fällt der Steilhang ab und rechts ist sowieso das Ende der Welt. Am Brandjoch, auf einer Höhe von 1957 m, macht der Steig einen scharfen Knick nach links, und danach geht es mit nur wenigen flachen Verschnaufpausen durchgehend steil bergab. (Wer es nicht gern steil hat, sollte sich wirklich ein anderes Ziel suchen!) Am Hohen Brand, auf 1764 m, kommt nochmals eine kurze seilversicherte Stelle, aber wer den bisherigen Weg geschafft hat, dürfte damit kein Problem haben. Der „alpine“ Teil endet am Schelleck, etwa auf 1450 m, das sich als abschließender Aussichtsplatz anbietet, denn der Rest des Abstiegs führt durch dichten Wald (und ja, es bleibt steil!). Ein letzter, überwältigender Eindruck erwartet uns am Ende des Steigs, nämlich der schmale Steg über die Schellaine. Der Blick von dort nach unten in die Klamm ist nochmals ein kleiner Test für Schwindelfreie. Danach schließt sich der Kreis und wir wandern auf dem bereits bekannten Weg zurück in den Alltag – manchmal mit gesteigertem Tempo, um nicht den Zug zu verpassen, denn der hält in Griesen nur alle zwei Stunden ...

Text von Albert Sandner (Wanderleiter des GOCs)

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Mit der BOB von München bis Bahnhof Griesen (Bedarfshalt auf der Strecke von Garmisch nach Reutte in Tirol), liegt im Gültigkeitsbereich des Werdenfelstickets

Anfahrt

Auf der A95  (68,5 km) und weiter auf der B2 (10,4 km) bis B23 in Garmisch-Partenkirchen folgen (25,9 km), dann

 Ausfahrt B23 Richtung Fernpass/Reutte/Grainau/Garmisch nehmen und weiter auf B23 (15,2 km) bis Griesen 

Route von München nach Griesen mit dem PKW

Parken

Parkplatz am alten Grenzübergang in Griesen

Weitere Informationen

Ausrüstung

Festes Schuhwerk

Sicherheitshinweise

Anspruchsvolle Tour für Trittsichere und Schwindelfreie; etliche Drahtseilpassagen und ausgesetzte Stellen.

Ausreichend Proviant und ein paar Liter Getränk sind im Sommer dringend anzuraten. Es gibt weder Quellen, noch gibt es unterwegs eine Einkehr. Das „Grenzstüberl“ in Griesen ist schlicht, aber urig für hinterher.

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