Vom Römerkastell zur Mainlände

Quelle: Fränkische Nachrichten Verlags-GmbH, Autor: Fränkische Nachrichten

Die Innenstadt von Wörth am Main.
In der ehemaligen St. Wolfgangskirche befindet sich das Schifffahrtsmuseum.
Blick ins Schifffahrtsmuseum
Ein Exponat im Schifffahrtsmuseum.
In diesem Fachwerkbau befindet sich das Römermuseum.
Blick auf die Landschaft bei Wörth am Main
Der Galgen oberhalb von Wörth.

Die Tour

Zwischen der Mainlände, dem Zentrum des Wörther Schiffbaus, und der „Feuchten Mauer", dem Standort eines römischen Erdkastells am Rande der Odenwaldhöhe, liegen 2000 Jahre Geschichte der Wörther Kulturlandschaft. Diese kann man auf dem Kulturweg des Archäologischen Spessartprojektes „Im Zeichen der Schifffahrt“ erleben.

Wörth ist in eine Altstadt und in eine Neustadt geteilt. Nach mehreren Hochwasserkatastrophen fasste man 1882 den Beschluss, einen neuen, geplanten Stadtteil „Neu-Wörth“ oberhalb des hochwassergefährdeten Stadtgebietes anzulegen. Mit der Entstehung dieses modernen Stadtbezirks wurde die Kirche St. Wolfgang, in Sichtweite des historischen Rathauses, säkularisiert und als Schifffahrtsmuseum umgenutzt. Der Turm der 1328 als Marienkirche gegründeten Wolfgangskirche ragt hoch über die Dächer der Altstadt. Er war ursprünglich als Wehrturm ein Teil der Stadtmauer. Mit der Einrichtung des Museums wurde die lange Zeit dem Verfall preisgegebene Kirche einer sinnvollen Nutzung zugeführt. Für die denkmalgerechte Sanierung bekam die Stadt im Jahr 1991 den Landespreis des Bundes Deutscher Architekten zugesprochen, wie auf der Homepage nachzulesen ist. 

Schiffbau ab 1652

Nicht weit vom Start der Rundwanderung entfernt, lohnt ein Blick in das überregional bedeutsame Museum (Öffnungszeiten Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 09372/98930). Es dokumentiert die Entwicklung der Schifffahrt und des Schiffbaus insbesondere im Bereich des Untermains. In Wörth a. Main wurden ab 1652 auf verschiedenen Plätzen Holzschiffe gefertigt. Diese Tradition fand erst im Jahr 1918 mit dem Umzug der letzten Werft nach Erlenbach ein Ende. Noch heute ist eine Vielzahl von Binnenschiffen in Wörth beheimatet. Seit September 2004 wird die bestehende Sammlung im Museum übrigens durch eine Dauerausstellung über das ausgestorbene Handwerk des Nagelschmieds in Wörth bereichert.

Kastell mit Mainhafen

Zwischen etwa 100 und 260 nach Christi herrschten die Römer links des Mains; der Main stellte die Grenze dar („nasser Limes“), weshalb in Wörth ein römisches Kastell mit Mainhafen bestand. Interessante virtuelle Rekonstruktionen kann man sich im nahe gelegenen Alten Rathaus ansehen.Römische Befestigung. Der Standort des Kastells, heute eine Wiese, ist die nächste Station außerhalb der Stadt. Man kann sich kaum vorstellen, dass hier eine römische Befestigung mit Dorf und Anlegestelle für Schiffe am Mainufer vorhanden war. Die Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass das Kastell weniger als Truppenunterkunft, sondern vielmehr als Nachschub- und Verwaltungslager gedacht war.

Nun führt der Weg hoch auf die Ebene über dem Main zur nächsten Station „Feuchte Mauer“. Bereits bei den Ausgrabungen vor über 120 Jahren am Main stellte man fest, dass sich oberhalb der Mainebene am hinteren Schneesberg weitere römische Schanzwerke erstreckten. An dieser Stelle, die den Flurnamen „Feuchte Mauer“ trägt, sind sie heute als Erdverwerfungen zu erkennen. Es dürfte feststehen, dass die „Feuchte Mauer“ mit dem nur wenige 100 Metern entfernten so genannten Seckmaurer Kastell eine gemeinsame Anlage bildete. Das Erdkastell an der „Feuchten Mauer“ dürfte noch vor dem Kastell am Main zur Sicherung des Odenwaldlimes, der von Obernburg nach Wimpfen am Neckar führte, errichtet worden sein.

Die Wanderung führt nun hinab ins Tal und über die Seckmauerner Straße auf der gegenüber liegenden Bergseite hoch zum Waldhaus Diana, wo eine Rast willkommen ist.

Erneuerter Galgen

Die letzte Station ist der Wörther Galgen. In den Mittelgebirgen sind nur noch wenige Galgenstandorte erhalten. Die in Buntsandstein ausgeführten sieben Meter hohen Säulen des erneuerten Wörther Galgens wurden im Jahr 1754 unter der Leitung des Miltenberger Baumeisters Johann Martin Schmidt aufgerichtet. Das Zwerchholz für den Galgenstrick, das sich zwischen den zwei Türmen befand, maß 4,7 Meter. Seit dem späten 13. Jahrhundert ist in Wörth ein Galgen belegt. Er muss mit der Verleihung der Stadtrechte angelegt worden sein, weil damals der Stadt die Hochgerichtsbarkeit verliehen worden war. Da Wörth ab dem 16. Jahrhundert der Mainzischen Verwaltung eingegliedert wurde, verlor die Stadt den Status als Gerichtsstätte, der nun bei Klingenberg lag. Erst nach 1750 durfte Wörth wieder einen Galgen errichten, und dies wohl nur aus Prestigegründen (an dem erneuerten Galgen kam nie jemand zu Tode). Der Galgen sollte für Straftäter abschreckend wirken. Um den Galgen rankt sich eine Sage: Von Zeit zu Zeit soll sich ein Tross von Dämonen und Magiewesen, über den Odenwald kommend, in einer geheimnisvollen Weise zwischen den zwei Säulen hindurchbewegen und über den Main wieder verschwinden.

Für die Wanderer auf dem Kulturweg ist die Tour nun nach dem Erreichen des Neuen Rathauses zu Ende.

Autorentipp

Nach der Wanderung lohnt sich noch ein Rundgang durch die sehenswerte Innenstadt von Wörth am Main.

Info

Schwierigkeit
mittel
Aufstieg
314 hm
Abstieg
314 hm
Tiefster Punkt 117 m
Höchster Punkt 270 m
Dauer
3:23 h
Strecke
12,0 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Wörth am Main, Parkplatz zwischen Kirche und neuem Rathaus

Ziel

Wörth am Main, Parkplatz zwischen Kirche und neuem Rathaus

Weg

Der Kulturweg (auf der Odenwälder Seite ein Geopark-Kulturpfad) mit einer Länge von rund zehn Kilometern beginnt in der Neustadt am Parkplatz zwischen der Kirche und dem neuen Rathaus. Von hier aus geht man Richtung Main in die Altstadt zur Kirche St. Wolfgang aus dem Jahr 1328.

Nun verlässt man den Stadtkern nach Nordwesten und erreicht den Standort des Römerkastells Wörth.

Weitere römische Zeugnisse, vermutlich Schanzwerke, erkennt man als Erdverwerfungen an der nächsten Station oberhalb der Mainebene am bewaldeten Schneesberg.

Anschließend geht es hinab über die Seckmauerner Straße und durch den Wald zum sagenumwogenen Wörther Galgenhügel und von dort wieder an den Start. Die Wanderer folgen der Markierung des gelben EU-Schiffchens auf blauem Grund, wie es weiter in der Beschreibung des Archäologischen Spessartprojekts heißt.

Weitere Informationen

Beschreibung des Weges auf der Internetseite des Vereins "Archäologisches Spessartprojekt e. V.": http://spessartprojekt.de/kulturwege/woerth/

FN-Touren im Internet: http://www.fnweb.de/fn-themenwelt/fn-touren

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