Schwierigkeit |
I+
40°
PD
schwer
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Aufstieg
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1096 hm |
Abstieg
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1229 hm |
Tiefster Punkt | 2711 m |
Höchster Punkt | 3533 m |
Dauer
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4:08 h |
Strecke
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8,4 km |
Spiegelkogel - Firmisanschneide - Schalfkogel (Überschreitung)
Quelle: Berg.Vital.Hotel. Alpenaussicht, Autor: Ronald Ribis
Die Tour
Lange, abwechslungsreiche Hochtour auf einsamen Graten.
Was ist "brüchig"? Darüber entscheidet wohl das subjektive Empfinden! So viel kann gesagt sein: Es geht schlimmer. Viel schlimmer. Für routinierte Berggeher mit gewisser Toleranz für den ein oder anderen wackelnden Stein bietet diese Überschreitung eine einsame, lange und abwechslungsreiche Hochtour abseits der berühmten Berg-Autobahnen. Instinkt, Ausdauer und Eigenverantwortung sind gefragt. Das Gelände wird nie schwerer als I (am Ostgrat vielleicht kurz II) und selten ernsthaft ausgesetzt. Dafür ist Kondition gefragt. Notfalls kann aber in jedem Joch mehr oder weniger problemlos abgebrochen werden - genügend Schneelage vorausgesetzt. Insgesamt eine spannende Unternehmung für all jene, die mehr das Erlebnis als das Prestige suchen.
Autorentipp
Früh starten, die Tour zieht sich. Sie kann aber in jedem Joch abgebrochen werden.
Info
Karte
Details
Kondition
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Erlebnis
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Landschaft
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Gefahrenpotential
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Exposition |
N
O
S
W
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Beste Jahreszeit
Wegbeschreibung
Start
Ramolhaus / Obergurgl
Ziel
Fidelitashütte/Hochwildehaus
Weg
Den Anfang macht der Ostgrat des Spiegelkogels, den der routinierte Edelbruch-Begeher erfreuen wird: Der Fels ist gut, die Kraxelei (max. I, vielleicht II, das meiste kann umgangen werden) sehr ansprechend und nach rund einer Stunde in feinem, rauem Blockgestein steht man auf dem ersten Gipfel - mit Gipfelbuch, dafür ohne Stift.
Weiter geht es ins Joch: Auf den ersten Blick sieht der Grat schlimm aus, er entpuppt sich als größtenteils recht gutmütig. die Querung zum nächsten Anstieg zieht sich ein wenig. Das Gestein ändert sich, langsam wird es einen Hauch... nun, sagen wir, weniger fest. Aber noch nicht mit der Gefahr, dass man bei einem falschen Griff den halben Berg in Bewegung setzt. Vorsicht ist dennoch geboten. Schwerer als I wird es hier (sowie am ganzen restlichen Grat) aber nirgends. Irgendwann erreicht man so die Firmisanschneide mit Stock statt Kreuz, dafür mit Stift, aber komplett aufgeweichtem Gipfelbuch.
Wer sich beim Blick nach vorne nun denkt: "Das sieht irgendwie weit aus!" liegt goldrichtig. Langsam nimmt der Wackel-Faktor des Gesteins zu, was die Begehung etwas ausbremst. Zwei, drei Stunden kann man von einem Gipfel zum nächsten wohl planen, speziell weil spätestens im Aufstieg zur Schulter des Schalfkogels nun doch langsam der Berg bei jedem Schritt in Bewegung gerät. In silbrig glänzendem Matsch geht es hinauf und - langsamer Klimawandel vorausgesetzt - bald auf die hübsche Firnschneide.
Wer mag oder südseitig des Gipfelkreuzs wenig Schnee vorfindet kann auf der Schulter des Schalfkogels sein Material deponieren und mit leichtem Gepäck zum nun doch wieder stattlichen Gipfelkreuz aufsteigen. Mit Stift und Buch diesmal!
Hinunter geht es angeleint durch die Ostflanke im Firn. Man passiert einen kleinen Vorsprung im Felsgrat, steigt an diesem noch vorbei und schaut genau nach einem einzigen Steinmännchen. Der Weg, der in der OSM-Karte eingezeichnet ist, stimmt ganz exakt. An diesem Steinmann absteigen und tendenziell immer rechts absteigen, bis man bereits die großen Bäche vom Kleinleiten-Gletscher hören kann. Hier wartet ein mächtiger Steinmann, wo auch die großen Wegmarkierungen beginnen. Halleluja! Diesen Spuren folgen, bis sie einen auf das richtige Band führen. Hier nun immer weiter bis man wieder an mehrere große Bäche (jene vom Schalfkogel-Gletscher) kommt. Direkt an deren Rand hinunter auf den unterspülten Gletscher.
Bei uns (Juli 2019) hing am Bach ein Seil an einer Sanduhr, das den Abstieg hinunter zum Gletscher entschärfte, allerdings reichte es bereits bei uns nicht mehr bis hinunter zum Schnee. Angeseilt und mit viel guter Hoffnung auf den Schnee hüpfen und hoffen, dass die Schneebrücke schon halten wird.
Hat man das geschafft, geht es einmal quer und leicht ansteigend über den Gurgler Ferner, an einem weiteren Bach direkt hinauf zum unverkennbaren Steinmann und dort den riesigen Markierungen zum Hochwildehaus folgen.
Dieses wird wegen aufgeweichtem Permafrostboden und abgesackter Hütte nicht mehr bewirtschaftet, der Winterraum ist allerdings offen und bestens ausgestattet (Geschirr, Herd, Decken, Holz) und gepflegt. Kosten pro Nacht 8 Euro.
Hinweis: Von der Fidelitashütte kann man einen großen Felssturz ganz in der Nähe der Kleinleitenbäche erkennen - das müsste etwa unterhalb des großen Steinmanns sein, wo die Wegmarkierungen im Schotter beginnen. Womöglich wäre hier ein Abstieg auf den Gletscher ohne Randspalte möglich.
Anreise
Öffentliche Verkehrsmittel
Mit dem Zug zum Bahnhof am Taleingang Ötztal. Weiter mit dem Bus nach Obergurgl und von hier aus zu Fuß zum Ramolhaus (3-4 Stunden)
Anfahrt
Von der Inntalautobahn ins Ötztal und weiter nach Obergurgl.
Parken
Bei entsprechender Rücksprache und Verfügbarkeit ggf. am Hotel Alpenaussicht möglich.
Weitere Informationen
Ausrüstung
Gletscherausrüstung.
Sicherheitshinweise
Routinierter Umgang mit Gletschern und brüchigen Graten vorausgesetzt.