Hochsengs über Fotzenalm: Eine „etwas andere“ Runde im Sengsengebirge

Quelle: Alpenverein-Gebirgsverein, Autor: Wolfgang Drexler

Aufstieg aus dem Nebel
St. Pankraz im Herbstnebel, dahinter der Kleine Priel
Windischgarsten im Nebel, am Horizont links der Große und der Kleine Pyhrgas
Am Weg zum Lackerboden
Am Verbindungsweg von Lackerboden zur Fotzenalm
An zwei Stellen muss ein Windbruch umgangen werden
An zwei Stellen muss ein Windbruch umgangen werden
Die Reste der Fotzenalm
Am Höhenweg Sengsengebirge
Am Höhenweg Sengsengebirge
Am Gipfel des Hochsengs
Das Felsentor beim Uwe-Anderl-Biwak
Blick ins Tote Gebirge mit dem Großen Priel
Abstieg zur Kogleralm
Blick zurück auf den Gipfel des Hochsengs
Am alten Pfad unter den Felsabhängen des Hochsengs
Am alten Pfad unter den Felsabhängen des Hochsengs
Am alten Pfad unter den Felsabhängen des Hochsengs
Am alten Pfad unter den Felsabhängen des Hochsengs
Wegloser Abstieg in den Langen Graben
Wegloser Abstieg in den Langen Graben
Im Langen Graben
Im Sengsengebirge gibt es auch Apollofalter  - diese Aufnahme stammt allerdings aus dem Talas-Gebirge (Kirgistan)
Der Kleine Priel vom Aufstieg zum Lackerboden aus gesehen
Blick aufs Warscheneck aus den Latschen vor der Fotzenalm
Die Fotzenalm nach der Schneeschmelze

Die Tour

Eine landschaftlich außergewöhnlich reizvolle Rundtour an der Südseite des Sengsengebirges - teilweise auf alten Wegen und Pfaden, die heute nur noch sehr selten begangen werden.

Vor kaum mehr als 100 Jahren gab es an der Südseite des Sengsengebirges noch bewirtschaftete Almen (Lackerboden, Fotzenalm, Kogleralm) und regelmäßig benutzte Jagdhäuser (Gsol, Bärenriedlau). Diese waren durch ein Netz von Wegen und Pfaden untereinander verbunden. Heute ist die Almwirtschaft untergegangen und das gesamte Gebiet gehört zum Nationalpark Kalkalpen.

Da nur wenige der alten Verbindungspfade als markierte Wanderwege gepflegt werden, drohen die anderen zu verschwinden. Unterhalb von Schillereck und Hochsengs sind allerdings noch zwei interessante Wegabschnitte erhalten geblieben, die sich kombinieren lassen. Ihr besonderer Reiz liegt in der weitgehend unberührten Natur einer wirklich einsamen Bergwildnis.

Für den hier beschriebenen Rückweg braucht man abschnittsweise allerdings einigen Spürsinn und Entdeckergeist. Ein Alternative dazu wäre die Forststraße im „Langen Graben“.

Autorentipp

In den steilen Trockenrasen-Biotopen unterhalb der Felsabhänge des Hochsengs gibt es eine stattliche Population an Apollo-Faltern.

Info

Schwierigkeit
schwer
Aufstieg
1356 hm
Abstieg
1356 hm
Tiefster Punkt 533 m
Höchster Punkt 1834 m
Dauer
8:00 h
Strecke
16,5 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Parkplatz bei den Informationstafeln im Vorderen Rettenbachgraben

Ziel

Parkplatz bei den Informationstafeln im Vorderen Rettenbachgraben

Weg

Anstelle von großen Hinweisschildern und deutlichen Wegmarkierungen sind es auf dieser Tour über weite Strecken kleine Steinmännchen und schwache Begehungsspuren, denen es zu folgen gilt. Man erlebt hautnah, wie die Natur ehemaliges Kulturland zurückerobert, sobald man ihr das erlaubt, und sieht auch, welche Kräfte dabei in dieser Region am wirksamsten sind: Der Wind und die fast schon unheimliche Wachstumskraft der Latschen. Belohnt wird der Besucher mit "Wildnis pur" im Nationalpark Kalkalpen.

Am Ausgangspunkt bei den Informationstafeln am Holzlagerplatz wendet man sich nach Westen, wo hinter einem Schranken ein Forstweg sanft bergwärts zieht. Nach ca. 750 m erreicht ein markierter Steig, der vom Speringbauer heraufkommt, diesen Forstweg und folgt ihm ein kurzes Stück, um ihn in der der nächsten Linkskurve wieder zu verlassen (Hinweisschild). Man steigt nun auf dem markierten Pfad bergan und kreuzt dabei noch zwei Mal einen Fahrweg, bevor man nach ca. 90 min. die Reste der Hütten von Lackerboden erreicht. Diese Hütten standen auf einer kleinen Lichtung, an die sich östlich eine Windbruch-Fläche anschließt.

Der Verbindungsweg zur Fotzenalm war mehr als 20 Jahre lang von einem Windbruch blockiert, der mittlerweile aber ausgeschnitten wurde. Er zweigt am unteren Rand der Lichtung nach rechts ab und ist mit Steinmännern deutlich gekennzeichnet. Diesem unmarkierten Weg folgt man nun ostwärts und bald deutlich ansteigend, bis man bei einem weiteren großen Windbruch angelangt ist, der lange Zeit die ursprüngliche Route versperrt hat, mittlerweile aber ebenfalls ausgeschnitten wurde und jetzt wieder passierbar ist (Steinmänner). Auf der anderen Seite des Windbruchs kann man den ursprünglichen Weg nur mit etwas Mühe wieder finden. Er steigt hier immer noch an, bis er am Beginn einer lichten Passage zunächst flach wird und dann leicht abfällt und schließlich um eine kleine Felsrippe herumführt. Ab hier ist der Pfad sehr gut ausgeprägt und führt bald in einer deutlich ausgeschnittenen Gasse durch einen sehr hohen Latschenbestand.

Dort, wo die Latschen wieder in Wald übergehen, wird man später einen Anstieg nach Norden suchen, vorher aber leicht abfallend noch ca. 100 m dem Pfad nach Osten folgen, um die Reste der verfallenen Fotzenalm auf einer großen schattigen Lichtung zu erreichen.

Von der Fotzenalm geht man bis zum Beginn der Latschen zurück und wendet sich zunächst weglos bergwärts, zwei deutlichen Steinhaufen folgend, um kurz oberhalb erste Steinmänner, die im lichten Bergwald höher führen. Etwa 100 HM weiter oben erreicht man auf einer freien Fläche einen großen umgefallenen Baum. Ab hier folgt man den Steinmännern und Steigspuren, die leicht ansteigend nach rechts (Osten) weisen und immer wieder durch ausgeschnittene kurze Latschengassen führen. Man kommt an einem tiefen Schacht vorbei, der in seinem Inneren vermutlich ganzjährig Eis führt, jedenfalls immer einen frostigen Hauch verströmt, und erreicht schließlich knapp vor einem kleinen Sattel den markierten Höhenweg Sengsengebirge.

Nach links würde der Höhenweg auf den Gipfel des Schillerecks führen, von wo aus man über die Huttn nach Lackerboden und zum Ausgangspunkt zurückkehren kann. Nach rechts (Osten) führt er über mehrere Kuppen weiter bis auf den Gipfel des Hochsengs, wo man wohl eine ausführliche Rast einlegen wird.

Für den Abstieg folgt man dem Höhenweg Sengsengebirge zunächst ostwärts über eine versicherte Stelle weiter bis zum Uwe-Anderl-Biwak. Bei einem markanten Felsentour kurz hinter der Biwak-Schachtel weist ein Schild auf einen unmarkierten Steig talwärts in Richtung Kogleralm hin, dem man nun folgt. Dieser Pfad ist deutlich ausgeprägt und mit Steinmännern markiert.

Nach einer etwas steileren, schrofigen Passage und anschließenden Kehren im Wald erreicht man auf einer Höhe von ca. 1300 Metern eine große, relativ ebene Wiese.

Für den weiteren Abstieg hat man hier zwei Möglichkeiten:

Man kann den Steinmännern folgend die Wiese überqueren und am unteren Ende auf einen deutlichen Pfad treffen, auf dem man nach Osten fast eben bzw. leicht ansteigend bis zum Güterweg Kogleralm gelangt, der über mehrere Kehren in den Langen Graben und vorbei an der Bartalhütte zurück zum Ausgangspunkt führt. Dies ist eine „sichere“ Variante des Abstieges, die allerdings ein wenig monoton ist.

Man kann aber auch über die oben erwähnte Wiese gerade nach unten absteigen und an ihrem westlichen Ende bzw. im Wald knapp darunter nach einem alten Steig Ausschau halten, der ebenfalls mit Steinmännern markiert ist und von hier direkt nach Westen führt, zunächst eher flach, dann zunehmend bergab und über immer längere Passagen vom Schutt und Geröll. Das Trockenrasen-Biotop hier ist die Heimat der Apollofalter!

Man folgt den immer schwächer werdenden Steigspuren bis in eine breite Kar-Rinne direkt unterhalb des Hochsengs-Gipfels, zuletzt vorbei an einem alten Hochsitz, und durchquert ein dichtes Latschenfeld entlang von alten Ausschnittpuren. Am westlichen Rand der Rinne, wo schwache Steigspuren wieder bergauf führen würden, wendet man sich neben dem lichten Hochwald talwärts (nach Süden) und steigt weglos ab, wobei man schrofige Felsstufen jeweils rechts umgeht, ohne das offene Gelände zu verlassen. Man gelangt in ein stark bewachsenes breites Kar, in dem dichte Vegetation den weiteren Abstieg behindert. Dem Weg des Wassers folgend erreicht man am unteren Ende dieses Kares eine fast schluchtartige Verengung, die durch zahlreiche alte Baumstämme blockiert wird, welche jedoch umgangen werden können. An der rechten Seite sucht man nun einen schmalen Durchstieg, der im dichten Laubwald steil nach unten auf die nächst tiefere Etage hinunter führt, wo man über Schutt und Geröll weiter absteigt, bis man durch dichtes Unterholz hindurch schließlich ganz unten den Forstweg im Langen Graben erreicht.

Dem Forstweg folgt man talauswärts vorbei an der Barthalhütte zurück zum Ausgangspunkt.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Der Ausgangspunkt dieser Tour ist vom Bahnhof Hinterstoder aus zu Fuß in ca. 1 h erreichbar - oder mit dem Taxi.

Anfahrt

A9 - Ausfahrt St. Pankraz; kurz rechts auf der Bundesstraße, dann links abzweigen zum Bahnhof Hinterdtoder. Bei einer Abzweigung knapp vor dem Bahnhof rechts unter der Bahn durch und vorbei am Gut Helml auf den Güterweg Pernkopf; über eine Anhöhe weiter in Richtung Speringbauer und in den Vorderen Rettenbachgraben. Ungefähr 400 Meter nach der Brücke über den Rettenbach bei einer Weggabelung befindet sich ein Holzlagerplatz mit Nationalpark-Informationstafeln, der auch als Parkplatz genutzt werden kann.

Parken

Parkmöglichkeit bei den Informationstafeln im Vorderen Rettenbachgraben am Ausgangspunkt.

Weitere Informationen

Wenn das Wetter oder die Schneelage Gipfel-Besteigungen nicht zulassen, dann bietet sich im Sengsengebirge eine Wanderung zur Bärenriedlau an.

Viele interessante Informationen findet man auch auf der Homepage des Nationalparks Kalkalpen.

Für Freunde des Geocaching wurde bei der Fotzenalm wurde ein Alpiner Bergcache hinterlegt.

Ausrüstung

Wanderausrüstung.

In jeden Rucksackgehören: Regen-, Kälte- und Sonnenschutz, Erste-Hilfe-Paket, ausreichend Flüssigkeit sowie eine Wanderkarte der Region.

Sicherheitshinweise

An sonnigen Tagen kann man im offenen Gelände an der Südseite des Sengsengebirges gelegentlich eine Kreuzotter am Wegesrand aufschrecken: In diesem Fall ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und einfach abzuwarten, bis das Tier sich zurückgezogen hat. Kreuzottern greifen von sich aus niemals einen Menschen an!

Auf der hier beschriebenen Route muss im Abstieg auch ein wegloses Stück bewältigt werden, daher sollte man ein wenig Spürsinn und ausreichend Abenteuerlust mitbringen.

Die unmarkierten Wegabschnitte bei der Fotzenalm und westlich der (ehemaligen) Kogleralm werden naturgemäß nicht von einem alpinen Verein oder der Nationalparkverwaltung betreut. Nach einem schneereichen Winter oder nach einem Unwetter können diese Steige daher Hindernisse aufweisen. Der geneigte Besucher sei hiermit ersucht, an der Erhaltung der Begehbarkeit selbst auch ein wenig mitzuwirken!

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