Im frühen 19. Jahrhundert treten sie in Er- scheinung − bunte Blüten aus feinster Nadel- spitze. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- derts sind sie bereits im ganzen osmanischen Reich verbreitet, in Rumänien wie auf den In- seln der Ägäis, in Palästina und Ägypten wie in ganz Kleinasien. Oya schmücken unter an- derem die Ränder von Kopftüchern, Hemden, Tischdecken und Geldbeuteln, auch Män- ner tragen sie um den Fez gewickelt. Zuerst sind sie auf Gemälden zu entdecken, wenige Jahrzehnte später als Oya, türkisch, oder Bibi- la, griechisch, in Texten von Reisenden, dann auf ersten Fotografien. 1845 erhält Königin Victoria von England in Zypern gefertigte Geschenke aus farbiger Nadelspitze, 1867 wird ein Ensemble von Oya-Spitzen auf der Pariser Weltausstellung mit der Goldmedaille ausgezeichnet.
Nach Untergang des osmanischen Reichs und Gründung der türkischen Republik 1923, vor genau hundert Jahren, zählt das Anfertigen von Oya zu den alten türkischen Handwerks- künsten. Oya erhalten Namen, die den Vor- stellungen der Mädchen und Frauen während der Handarbeit folgen, und Wünsche, Hoff- nungen, Erinnerungen, aber auch Sorgen und Trauer wiedergeben. Sie sind damit Spiegel der Gesellschaft, sie künden von Allgemein- menschlichem und Kulturspezifischem.