Eine erdgeschichtliche Wanderung zwischen Wallberg und Risserkogel

Quelle: Alpenregion Tegernsee Schliersee, Autor: Regionalentwicklung Oberland

Wallberg
Blick vom Wallberg
Hafnerstein
Wallberg - Blick zum Setzberg

Die Tour

Eine erdgeschichtliche Wanderung durch den Werdegang der nordafrikanischen Küste im Erdmittelalter. Eine mäßig anstrengende Tour mit schönen Ein- und Ausblicken.

Zu Beginn des Erdmittelalters, zur Zeit der Trias vor 250 Millionen Jahren, befand sich Bayern am Nordrand eines tropischen Ozeans. Südlich des Urmeeres, namens Tethys, schloss das ursprüngliche Afrika an. Als am Ende des Erdmittelalters sich dieser Ozean schloss und die Alpen bildete, wurden die Sedimente beider Küstenbereiche übereinandergeschoben. Daher wandelt man heute in den Alpen auf ehemals afrikanischen Boden, während die bayerische Küste über vier bis zehn Kilometer tief unter unseren Füßen versenkt wurde. Bei dieser Kollision wurden die Gesteine gestaucht und verbogen und in Falten geworfen. Eine dieser Großstrukturen kann man am Wallberg erwandern, das bayerische Synklinorium.

Die Tour beginnt an der Talstation der Wallbergbahn. Die Gesteine, die hier anstehen, sind über 220 Millionen Jahre alt und gehören der Formation des Hauptdolomits an. Gebildet wurden sie in einem weitläufigen Wattenmeer an der Küste Urafrikas, welche der heutigen afrikanischen Mittelmeerküste ähnlich sehen dürfte. Der Hauptdolomit bildet in den westlichen Kalkalpen die meisten Gipfel und ob seiner Sprödheit auch den meisten Schutt. Mit der Gondel überwinden wir nicht nur 800 Höhenmeter, sondern auch den gesamten Hauptdolomit und somit über zehn Millionen Jahre Erdgeschichte. Deutlich kann man bei der Auffahrt die steil eingeschnittenen V-förmigen Geländeformen ausmachen, typisch für dolomitische Gesteine. Oben angekommen wandern wir zunächst ein Stück Richtung Wallberggipfel, bis wir an der Bergwachthütte einen wunderschönen Aufschluss sehen können.

Diese vertikal stehenden Schichten heißen Plattenkalk und sind das nächstjüngere Gestein auf unserer Wanderung. Sie entstanden in tropischen Lagunen, die durch ein Absinken des Wattenmeeres entstanden. Schaut man sich die Kalkbänke etwas näher an, kann man immer wieder Ansammlungen von kleinen Muscheln und kugelförmigen Tieren erkennen. Typisch für den Plattenkalk sind seine welligen Oberflächen und die dunklen Tonlagen, die der Wind aus den südlichen Wüsten eingeweht hat.

Direkt neben der Bergwachthütte enden diese Gesteine und es schließt sich der Mittertalgraben an. Dieses Tal wurde während der letzten Vereisung durch einen Gletscher ausgeschliffen. Auf unserer Wanderung werden uns noch mehr solche Täler begegnen. Sie sind immer ein Indiz auf weiche Gesteinsschichten im Untergrund. So auch hier, wo dem Plattenkalk in Richtung der Bergstation die tonigen Kössener Schichten folgen. Nach wenigen Metern schon wieder fällt uns ein festeres und diesmal auch massigeres Gestein auf. Es handelt sich um einen Riffkalk, den wir später auf der Wanderung noch einmal genauer betrachten werden. Der Meeresboden indessen ist seit der Zeit des Plattenkalks weiter abgesunken und die Riffe wurden von einigen Metern Wasser überdeckt. Auf dem Wanderweg Richtung Westen folgen wir den Gesteinsschichten, die links von uns den Höhenrücken mit der Wallbergkapelle bilden, bis der Weg endlich nach Süden abbiegt und wir diesen kleinen Riegel queren. Sofort ändert sich wieder die Landschaft und es öffnet sich eine weite Almfläche. Weitere zehn Millionen Jahre haben wir nun durchwandert und das Ende der Trias erreicht. Die weichen tonigen Schichten, die nun folgen, gehören dem Zeitalter des Jura an und sind rund 200 Millionen Jahre alt. Mit viel Glück lassen sich in den Allgäuschichten versteinerte Ammoniten finden.

Kurz vor dem Wallberghaus fällt ein massiger Klotz auf, der Hafnerstein. Hebt man den Blick Richtung Setzberg, so sieht man dessen Fortsetzung den Hang hinauf. Der Hafnerstein ist wieder der uns schon bekannte Riffkalk. Bei genauem Hinsehen erkennt man die Struktur der riffbildenden Tiere.

Hier geht die Wanderung weiter über den Alpenlehrpfad und zunächst wieder durch die weichen Kössener Schichten, bis uns der Riffkalk erneut quert und wir wieder die Allgäuschichten erreichen. Diese Formation wird auch Fleckenmergel genannt, da im bereits tiefen Meer eine Durchlüftung mit Sauerstoff nicht mehr ausreichend gewährt war und sich der organische Schlamm am Meeresboden nicht mehr zur Gänze zersetzen konnte. Mit dem tieferen Wasser wurde nun auch Plankton sedimentiert, welches statt eines Kalkskelettes eines aus Opal besaß. Dieses silikatische Material ist für eine Reihe von Pflanzen von Bedeutung, wie auch der Berg- oder Grünerle, die nur auf solchen Böden und so auch hier wächst.

Bevor wir nun auf die „Wurz“ kommen durchlaufen wir mit den Allgäuschichten über 30 Millionen Jahre Erdgeschichte. Das Meer wird immer tiefer und die Gesteine immer kieseliger. „Auf der Wurz“ angekommen, haben wir die Tiefsee erreicht und nahezu unbemerkt sind die Gesteine übergegangen in den sogenannten Radiolarit, der nunmehr fast ausschließlich aus Silikatplankton, den Radiolarien, besteht. Hier fällt das massive Vorkommen von Blaubeeren auf, die einen stark silikathaltigen Boden zum Leben brauchen.

An der Kreuzung biegen wir nach Süden ab und laufen bis ins Grubereck durch den Rest des „bayerischen Synklinoriums“. Der Radiolarit wandelt sich wieder in die Allgäuschichten und plötzlich taucht auch wieder der massige Riffkalk auf. Blicken wir nach Osten, so können wir diesen Hartriegel durch den Grund des Röthensteingrabens bis zum Blankenstein verfolgen, wo man deutlich die vertikale Schichtung erkennen kann. Nach Westen lässt sich der Riffkalk über den nahen Daffenstein über den Leonhardstein bis zum Roß- und Buchstein verfolgen. Kurz folgen in der Senke des Gruberecks die Kössener Schichten und mit dem Grat zum Risserkogel stellt sich auch der Plattenkalk wieder ein. Hier fällt vor allem der starke Latschenbewuchs auf: Eine Pflanze, die kargen kalkigen Boden braucht und in den Alpen häufig auf Plattenkalk anzutreffen ist.

Die geologische Wanderung ist hier zu Ende, auf dem Rückweg kann man aber noch den Setzberggipfel ersteigen, von wo aus man einen herrlichen Rundumblick hat.

Info

Schwierigkeit
mittel
Aufstieg
470 hm
Abstieg
471 hm
Tiefster Punkt 1485 m
Höchster Punkt 1697 m
Dauer
2:30 h
Strecke
6,9 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Technik

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Rottach-Egern, Wallbergbahn

Ziel

Rottach-Egern, Wallbergbahn

Weg

Von der Bergstation der Wallbergbahn und dem Panoramarestaurant führt der Wanderweg 618b am Wallbergkircherl vorbei, zuerst über den Kircherlhang abwärts zum  Berghotel "Altes Wallberghaus". Anschließend geht er am Setzberggipfel links vorbei über den Alpenlehrpfad bis zum Grubereck. Auf dem Rückweg sollte man noch den Setzberggipfel wegen der Aussicht mitnehmen.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

Mit dem MVV nach Rottach-Egern, weiter in Richtung Kreuth.

Ausstieg an der Bushaltestelle "Wallbergbahn".

https://www.mvv-muenchen.de/fahrplanauskunft

Anfahrt

A8 bis Ausfahrt Holzkirchen, über B318 nach Rottach-Egern

Parken

Parkplatz Wallbergbahn Talstation (kostenpflichtig)

Weitere Informationen

www.rottach-egern.de

Alpenlehrpfad

Ausrüstung

Bergschuhe, sowie dem Wetter angepasste Kleidung, evtl. Regenjacke, Erste-Hilfe-Set, Wanderkarte.

Sicherheitshinweise

Diese Tour ist im Winter nicht begehbar und befindet sich zum Teil im Wald-Wild Schongebiet,

Alle Angaben ohne Gewähr. Das Begehen und Befahren der hier beschriebenen Touren erfolgt auf eigenes Risiko.

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