Zugspitze durch das Höllental

Die Leiter
Das Zugspitzmassiv mit der Zugspitze (Mitte)
In der Höllentalklamm
In der Höllentalklamm
In der Höllentalklamm
Die neue Höllentalangerhütte
Das Zuspitzmassiv im Morgenlicht
Die Leiter
Das Brett
Die Zugspitze mit dem Höllentalferner
Der Einstiegsbereich aus der Ferne
Die Randkluft im August 2012
Die Randkluft im August 2012
Der spaltenreiche Höllentalferner
Im unteren Teil des Klettersteigs
Eine der eher seltenen Passagen mit Tritthilfen
Im Klettersteig
Rückblick vom oberen Teil des Klettersteigs
An der Irmerscharte (oben die Seilbahnstation der Zugspitze)
In der Irmerscharte (2700 m)
Ausblick auf den Eibsee von der Irmerscharte
Der Gipfel der Zugspitze ist in greifbarer Nähe
Der Gipfel der Zugspitze (Blick aus Richtung bebautem Teil)
Der bebaute "Touristengipfel"
Gipfel der Zugspitze
Aussicht auf Eibsee
auf dem Gletscher
erster Blick auf den Gipfel
Das Brett
Die Randkluft am Höllentalferner
Donnerstag, 20. Juli 2017 8:40:52 vorm.
Donnerstag, 20. Juli 2017 8:45:01 vorm.
Randkluft
Randkluft

Die Tour

Diese Bergtour durch die Höllentalklamm und den wunderschönen Höllentalanger mit Überquerung des Höllentalferners und dem mittelschweren Klettersteig (C) ist ein konditionell anspruchsvolles und äußerst spannendes sowie landschaftlich abwechslungsreiches alpines Unternehmen auf Deutschlands höchsten Punkt.        

Das Zugspitzmassiv übt auf jeden Bergbegeisterten eine unglaubliche Faszination aus. Wirkt der Gebirgszug doch irgendwie gewaltig und Respekt einflößend. Das muss einer der Gründe sein, warum der höchste Gipfel Deutschlands nach wie vor nicht nur unter Seilbahntouristen, sondern auch unter Bergsteigern so beliebt ist. Eine der Klassiker-Routen ist der Aufstieg über das Höllental, hat die Tour doch gleich mehrere alpine Höhepunkte zu bieten.

Wir haben uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, die Tour wochentags deutlich vor Sonnenaufgang zu beginnen und ohne Übernachtung in der Höllentalangerhütte an einem Tag durchzuziehen. Nicht wenige Bergsteiger teilen sich die Tour auf anderthalb Tage auf, indem sie irgendwann in den Mittagsstunden von Hammersbach aus gemütlich den 2 bis 2 ½-stündigen Aufstieg zur Höllentalangerhütte machen und dort übernachten. So ersparen sie sich diesen Aufstieg am nächsten Tag. Denn der Hauptteil wird anstrengend genug.

Wir starten unsere Tour um 3.50 Uhr. Es ist noch stockdunkel und der Parkplatz ist gut gefüllt. Wir können ungefähr erahnen, wie voll die Höllentalangerhütte in dieser Nacht ist. Und all diese Bergsteiger haben das gleiche Ziel. Diese Tatsache an sich ist eigentlich kein Problem – alle schönen Touren sind bei solchem Wetter hochfrequentiert. Der Unterschied zu anderen Touren liegt in einer der Besonderheiten dieser Route: Die Randkluft – die große Unbekannte, ein Nadelöhr auf dem Weg zum Gipfel. Wir möchten auf jeden Fall vermeiden, dort in einer endlos langen Warteschlange zu stehen. Denn wenn es dort erst einmal richtig voll ist, kann man mit einer einstündigen Wartezeit rechnen.

Diese Randkluft, also die Spalte am Übergang vom Höllentalferner zur Felswand, ist die eigentliche Schlüsselstelle der Tour. Nicht etwa der Klettersteig – nein, es ist die sich manchmal wöchentlich ändernde Breite und Beschaffenheit dieser Gletscherspalte. Wie breit wird sie heute sein? Gibt es eine Schneebrücke und ist sie tragfähig? Unsere letzten Informationen über die Randkluft, mehrmals wöchentlich aktualisiert auf der Internetseite der Höllentalangerhütte, sind brandaktuell. Der Zustand soll gut sein, der Übergang noch problemlos zu bewältigen. Wir sind gespannt.

Aber nun geht es erst mal in Richtung Höllentalklamm. Mit Stirnlampe geht’s stramm aufwärts in Richtung Höllentaleingangshütte (1.045 m). Das dortige Drehkreuz ist nachts geöffnet. Nach nur 45 Minuten durchschreiten wir den Eingang zur tosenden Klamm. So früh morgens wirkt sie noch überwältigender. Sehen können wir nur das, was sich im Spot unserer Lampe befindet. Und das ist irgendwie gespenstisch. Die in den Fels gesprengten Klammgänge und Tunnel sind teils beleuchtet, teils nicht. Wir laufen zügig weiter und kommen um 5.45 Uhr an der Höllentalangerhütte an. Auf dem Teilstück zwischen dem Klammende und der Hütte ist in der Morgendämmerung sehr viel Trittsicherheit gefordert – nicht etwa wegen etwaiger technisch schwieriger Wegpassagen, sondern wegen der unzähligen Alpensalamander. Man muss echt aufpassen, wo man hintritt, denn die kleinen pechschwarzen Tierchen hauen nicht ab, wenn man sich ihnen nähert.

In der Hütte stehen jetzt gerade alle auf bzw. einige stehen bereits für ihr Frühstück an, welches ab 6.00 Uhr ausgeteilt wird. Wir holen uns um 6.00 Uhr noch einen Kaffee, bevor es weitergeht. Der Wermutstropfen dabei ist: Es war unser letzter Kaffee in der „alten“ Höllentalangerhütte, weil sie im September 2013 abgerissen und für rund 4,5 Millionen Euro lawinensicher und nach neuesten Umwelt-, Brandschutz- sowie Hygienerichtlinien neu errichtet wurde (wieder eröffnet am 23. August 2015). Aber jetzt ist für viele erst mal Fototermin: Das Zugspitzmassiv im morgendlichen Alpenglühen. Unbeschreiblich! Man muss es gesehen haben: Schön, irgendwie unwirklich, gigantisch. Gipfel und Gletscher sind von der Hütte aus erkennbar und wirken noch extrem weit entfernt. Wir gehen weiter, bevor das Hauptfeld loswandert und haben nur eine Handvoll Wanderer vor uns. Landschaftlich einmalig zieht sich der Weg zunehmend steiler werdend durch den Höllentalanger, rechtsseitig eingerahmt von den hohen Felswänden der Riffelspitzen und linksseitig von den Höllentalspitzen. Den Talabschluss des Höllentalangers mit dem Einstieg in den ersten Teil des Klettersteiges mit der langen steilen Einstiegsleiter (Klammern) erreicht man, nachdem ein wenig Kraxelarbeit geleistet wurde. Kurze Zeit später folgt dann das legendäre „Brett“, die Querung einer äußerst glatten Felswand. Extrem ausgesetzt geht es auf Eisenstiften gut gesichert am Drahtseil etwa 50 m auf die andere Seite der sonst unüberwindlichen Platte. Sie wirkt allerdings lange nicht so steil, wie wir sie uns vorgestellt haben, tatsächlich ist es eine mit etwa 55 Grad liegende Wand. Aber die Aussicht ist überwältigend.

Der Weiterweg führt über den „grünen Buckel“, bevor es nun wirklich spannend wird. Zunächst läuft man noch über sehr viel Geröll, welches dann später zunehmend mit Eis durchsetzt ist. Es wird immer glatter, so dass es Zeit wird, die Steigeisen anzulegen. Jetzt geht es eine gute halbe Stunde über den Höllentalferner, mal über weichen Schnee, mal über ausgeaperte Bereiche, insbesondere im mittleren steilen Teil. Immer dicht vorbei an plätschernden Gletscherspalten heißt es „in der Spur bleiben“, was auch kein Problem ist. Wir haben weiterhin nur eine Handvoll Leute vor uns, so dass wir an der Randkluft nicht warten müssen. Die Steigeisen werden abgelegt und die Stöcke verstaut, dann stehen wir auf der Schneebrücke über der Randkluft, die an der Stelle bis zu 1,20 m breit ist. Die Tiefe kann man nicht schätzen, sie wirkt im hellen Licht wie ein unheimliches schwarzes Loch. Es können 10 m sein oder auch nur 6 m – eines wissen wir: Der Höllentalgletscher hat noch eine Dicke von etwa 50 m und in den letzten Jahren gerade hier am Einstiegsbereich zum Klettersteig gut 8 m an Dicke verloren. Trotzdem ist er nicht akut gefährdet. Die vor einigen Jahren noch gut zu erreichenden Einstiegsklammern des alten Einstiegs sind schier unerreichbar, so dass man den mit einem losen Drahtseil improvisierten neuen Einstieg benutzen muss. Also mit dem Oberkörper nach vorn über die Spalte zur Felswand fallen lassen, Drahtseil greifen und sich die ersten paar Meter an diesem unter gleichzeitigem Antreten an der Wand hochziehen, um sich dann das erste Mal zu sichern. Ab jetzt ist man drin im Hauptteil des Klettersteiges, der nur mäßig schwierig, aber stets ausgesetzt ist. Nachdem wir etwa 30 oder 40 m über dem Einstieg sind, sehen wir die Karawanen über den Höllentalferner anmarschieren, die bereits eine halbe Stunde später für Stau am Einstieg sorgen werden. Man hört sogar von regelrecht aggressivem Verhalten von Wartenden, wenn unsichere Bergsteiger an der Randkluft zögern oder gar den Rückzug antreten. Denn der Einstiegsbereich ist nicht unbedingt üppig und der Hintermann hängt einem bereits an den Fersen. Das blieb uns alles zum Glück erspart. Schön, steil, ausgesetzt und das Gefühl, insbesondere die zahlreichen Verschneidungen selbst zu klettern, ohne sich am Sicherungsseil hochzuziehen – das ist es, was diesen Klettersteig für uns so schön macht.

Die Luft wird spürbar dünner und das goldene Kreuz kommt immer näher, aber vor dem Gipfelglück kommt noch der wunderbare Aussichtspunkt an der Irmerscharte (2.700 m) auf dem Grat, zu einer Seite der Eibsee und zur anderen das Höllental in gesamter Ausdehnung. Endspurt. Die letzten Meter sind kräftezehrend, aber um 11.20 Uhr erreichen wir das Gipfelkreuz. Oben herrscht bereits der übliche Massenandrang, teils Bergsteiger, teils die sprichwörtlichen Sandalentouristen, die trotz des Warn-Hinweises den spiegelglatt ausgelatschten Klettersteig zwischen dem bebauten Teil des „Touristengipfels“ und dem eigentlichen Zugspitzgipfel machen müssen und für sich und andere eine Gefahr darstellen. Wir sind nach ausgiebigem Aufenthalt bei schönstem Wetter am Münchner Haus dann als Seilbahntourist, aber ohne Sandalen, mit der Eibseebahn hinuntergefahren (bitte vor dem Besteigen der Seilbahn die Steigeisen im Rucksack verstauen). An der Eibsee-Station sind wir in die Zahnradbahn umgestiegen, die uns im Schneckentempo zurück nach Hammersbach brachte.

Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten:

  • Höllentalangerhütte (1.381 m, 106 Schlafplätze)
  • Münchner Haus Zugspitze (Übernachtung nach Voranmeldung möglich) - www.muenchnerhaus.de

Abstiegs- bzw. Anschlusstouren-Möglichkeiten:

  • über das Zugspitzplatt Wanderweg E4 - Knorrhütte - Reintalanger mit Reintalangerhütte - Bockhütte - Partnachklamm - Skistadion Garmisch (oder ab Knorrhütte südlich über das Gatterl zur Ehrwalder Alm),
  • über den Stopselzieher-Klettersteig (A / B) - Wiener-Neustädter-Hütte - entweder nach Ehrwald oder zum Eibsee,
  • über den Jubiläumsgrat zur Alpspitze (sehr schwer / alpin / freie Kletterstellen bis UIAA III-)

Autorentipp

  • früh starten!
  • vorher unbedingt über die aktuellen Tourenverhältnisse informieren!

Info

Schwierigkeit
C
schwer
Aufstieg
2190 hm
Abstieg
155 hm
Tiefster Punkt Wanderparkplatz Hammersbach
772 m
Höchster Punkt Zugspitze
2962 m
Dauer
7:00 h
Strecke
9,9 km

Details

Kondition
Erlebnis
Landschaft
Gefahrenpotential
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Wanderparkplatz Hammersbach (772 m)

Ziel

Zugspitze (2962 m)

Weg

  • Ab dem Parkplatz zunächst etwa 400 m an der Straße entlang gehen, bis rechts der Wanderweg zur Höllentaleingangshütte abgeht (am Haus Hammersbach) - links vom Hammersbach bleiben.
  • Dem Wanderweg nach Süden folgen.
  • Der Weg geht immer mehr in einen Pfad über, der schließlich bis zur Höllentaleingangshütte führt, der Hammersbach wird unterdessen immer wilder und das Rauschen wird zunehmend intensiver.
  • Mit dem Durchschreiten der Höllentaleingangshütte beginnt der z. T. betonierte und mit einigen Stufen sowie Geländern versehene unschwierige Pfad durch die Höllentalklamm (aber Achtung: sehr oft Rutschgefahr).
  • Am Ende der Klamm kommt eine steinschlaggefährdete Zone mit entsprechenden Warnschildern (bitte nicht stehen bleiben und die Schilder ernst nehmen - es gab hier schon Todesopfer).
  • Nach der Klamm wird es zunehmend ruhiger und der Pfad führt unschwierig durch den Höllentalanger (auch mit Kindern machbar) bis zur Höllentalangerhütte.
  • Ab der Höllentalangerhütte ist der Pfad zunächst noch unschwierig.
  • Im Verlauf wird der Pfad steiler, bis nach dem Abzweig zur Riffelscharte schließlich der steile Teil über Leiter und Brett beginnt (hier wird zum ersten Mal das Klettersteig-Set benötigt bzw. unsichere Personen können problemlos umkehren),
  • Nach Überwinden des so genannten grünen Buckels führt der Pfad steinig über das Höllentalkar, bis das Geröll immer mehr mit Eis durchsetzt ist.
  • Der Weiterweg führt über den Höllentalgletscher, vorbei an mehr und weniger großen plätschernden Gletscherspalten bis zur Randkluft, aber grundsätzlich unschwierig.
  • Die Randkluft bzw. die Schneebrücken müssen stets, in der Regel mehrmals wöchentlich, neu beurteilt werden - das übernehmen u. a. erfahrene Bergführer oder Begeher berichten über den Zustand.
  • Der Klettersteig selbst ist mittelmäßig schwierig, aber konditionell fordernd, einzig eine Passage im unteren Teil ist unangenehm, weil das Sicherungsseil zu lang und dadurch schlapp ist (Stand: August 2012) und die Trittstifte für kleine Personen ziemlich weit auseinander liegen (Klettersteig Kat. C).
  • Ebenfalls im unteren Teil führt eine kurze Passage über ungesichertes Gelände (Kletterstelle nach UIAA im unteren I. Grad).
  • Im oberen Teil (in der Rinne) kann bis spät in den Sommer hinein noch Schnee liegen und gerade im Frühsommer liegt das Sicherungsseil dann unter dem Schnee.

Anreise

Öffentliche Verkehrsmittel

  • regelmäßige Bahnverbindung München - Garmisch-Partenkirchen (nahezu stündlich)
  • weiter mit dem Eibsee-Bus bis Hammersbach (www.eibseebus.de) - ebenfalls regelmäßige Verbindungen

Anfahrt

  • aus Richtung München die Autobahn A 95 / B 2 in Richtung Garmisch-Partenkirchen, 
  • ab Farchant die B 23 (Burgstr. später Zugspitzstr. / Griesener Str.),
  • im Verlauf der Straße bis zum Abzweig nach Hammersbach,
  • links abbiegen auf Schmölzstr. im weiteren Verlauf später dann Zugspitzstr.,
  • bis Höllentalstr. - dort links abbiegen,
  • nach etwa 250 m dann rechts auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz parken

Parken

  • gebührenpflichtiger Wanderparkplatz in Hammersbach (direkt hinter den Gleisen der Zugspitzbahn) - Hinweis: Nach dem Linksabbiegen von der Bundesstraße 23 in Richtung Hammersbach nicht gleich auf dem ersten Wanderparkplatz nach 500 m parken, sondern auf dem zweiten (etwa 1,2 km weiter).         

Weitere Informationen

http://www.davplus.de/hoellentalangerhuette

(Informationen über Tourenverhältnisse - wieder eröffnet am 23. August 2015)

www.hoellentalklamm-info.de

www.zugspitze.de

www.muenchnerhaus.de

Ausrüstung

  • wasserdichte Kleidung (Höllentalklamm)
  • komplette Klettersteigausrüstung
  • Steinschlagschutzhelm
  • Klettersteighandschuhe empfehlenswert
  • Steigeisen, ggf. Eispickel (Tourenverhältnisse beachten)
  • ggf. Stöcke
  • warme Kleidung (auch bei warmer Witterung)
  • Sonnenbrille
  • ggf. Stirnlampe bei Nachtstart

Sicherheitshinweise

  • unbedingt über die aktuellen Tourenverhältnisse informieren!
  • erhöhte Steinschlaggefahr am Ende der Höllentalklamm und im Klettersteig!
  • Trittsicherheit unbedingt erforderlich!
  • absolute Schwindelfreiheit erforderlich!
  • exzellente Kondition erforderlich!
  • nur bei absolut stabiler Wetterlage starten!
  • die Schneebrücke an der Randkluft nur einzeln betreten!
  • Tour im Winter wegen Lawinengefahr nicht möglich (Klamm gesperrt)!