Rathausstraße 2, 6900 Bregenz, Austria, Österreich
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Pircherhaus
Beschreibung
Geburtshaus von Karoline Redler
Das rosafarbene Haus mit den blauen Fensterläden, Pircherhaus genannt, ist das Geburtshaus von Karoline Redler. Ihr Schicksal zeigt besonders deutlich, wie schnell unter den Nazis selbst kleinste Meinungsäußerungen gegen das Regime zu Verfolgung und Tod führen konnten. 1883 als Karoline Schwärzler geboren, heiratete sie 1905 den Schneidermeister Richard Redler, mit dem sie drei Kinder hatte. Die Familie gehörte dem christlich-sozialen, gutbürgerlichen Lager an. Frau Redler selbst war sozial sehr aktiv: sie engagierte sich in jungen Jahren für das Rote Kreuz und war Mitbegründerin und Obfrau der Guta-Frauenbewegung. 1943 kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall in einer Hohenemser Arztpraxis: Als sich zwei Lustenauer Frauen über Bombardierungen deutscher Städte beschwerten, wies Redler auf die Rolle des eigenen Regimes im Krieg hin. Daraufhin erstatteten die beiden Parteianhängerinnen Anzeige. Redler wurde festgenommen und im Gefangenenhaus Bregenz inhaftiert, kurz darauf jedoch aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit freigelassen. 1944 wurde im Zusammenhang mit dem gescheiterten Hitler-Attentat vom 20. Juli Redlers Fall erneut aufgerollt. Sie wurde nach Wien gebracht und in einem dreiminütigen Prozess, in dem ihr kein Verteidiger zur Verfügung stand, zum Tode verurteilt. Am 8. November 1944 wurde Karoline Redler durch das Fallbeil hingerichtet. Links vom Durchgang befindet sich eine Gedenktafel, die von der Familie Redlers in den 1960er Jahren angebracht wurde. Die recht harmlose Formulierung („... gestorben in Wien als Opfer der Gewalt") zeigt auf, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus noch eher verhalten war.
Quellen: Reihe „Gedenkweg-Widerstand und Verfolgung in Bregenz 1938-1945“, Hrsg: Gedenkgruppe Bregenz; Carl Lampert Forum
"Von Herren und Menschen: Verfolgung und Widerstand in Vorarlberg 1933-1945", Johann-August-Malingesellschaft (Hrsg.), 1985