Mustergielbach

Quelle: Montafon Tourismus GmbH, Autor: Julia Mangeng

Mustergielbach
Mustergielbachbrücke
Mustergieltal

Beschreibung

Der Mustergielbach ist einer der vier Vandanser Wildbäche. Er wird von einer Quelle auf der Alpe Ziersch gespeist, bezieht sein Wasser aber hauptsächlich aus Regengüssen, die über die Vandanser Steinwand hinunter geleitet werden. Bei Unwettern konnte dieser Bach früher gewaltige Schäden anrichten.

1) Segen schützt
Auf dem Mustergiel will man schon oft das Nachtvolk gehört haben. Einmal ging nachts ein Bursche mit Namen Tagwercher in angeheitertem Zustande über diesen Bach, während  das Nachtvolk musizierend vorüber zog. Der betrunkene Bursche erlaubte sich eine spöttische Bemerkung. Darauf rief eine Stimme: „Hätte dich deine Mutter am Morgen nicht gesegnet , so würdest du zerrissen wie Gestäub (1) in der Sonne!“ Von dort an soll der Mann nie mehr über den Durst getrunken haben. Neben solchen gefährlich klingenden Begegnungen mit dem Nachtvolk gibt es vom Mustergielbach aber auch andere unheimliche Dinge zu berichten:

2) D´Mustergiealer Brogg
Es ging einmal einer um Mitternacht über die Mustergieler Brücke. Plötzlich musste er niesen und hörte daraufhin klar und deutlich ein „Hälf-d´r-Gott!“ von unten herauf. Der Mann wunderte sich darüber, schaute unter die Brücke und sah dort ein Weiblein, das ihm gleich darauf seine traurige Geschichte erzählte:
„Weißt du, ich ging einst mit meinem Mann über diese Brücke. Da musste er niesen, aber ich habe nicht Hälf-d´r-Gott gesagt. Ich habe mir gedacht: ´Wenn du nur ersticken würdest.´ Bald darauf ist er erstickt, und ich bin kurz darauf gestorben. Und jetzt habe ich so lange butzen müssen, bis einer daher kam und nieste, sodass ich ´Hälf-d´r-Gott´ sagen konnte.“

3) Das Nachtvolk warnt
Einmal kam nachts beim Heimgehen ein Mann zum Mustergielbach in Vandans und hörte auf einmal ein Stück im Tobel droben eine prächtige Musik, blieb auf das stehen und horchte. Über einer Weile kam ein großer schwarzer Mann mit einer Pfeife und einem Taktierstock in der Hand durch das Tobel herunter auf ihn zu und sagte: „Höre, guter Freund, stehe ein bisschen auf die rechte Seite und lüfte ein wenig das Strumpfband unter dem rechten Knie, denn es kommen noch mehr Leute nach.“ Der Horcher tat, wie man ihm gesagt, und alsbald rauschte das Nachtvolk mit Trommeln und Pfeifen windschnell an ihm vorbei, und der letzte von der Musikbande trug eine Kochkelle in der Hand.
Eine ähnliche Warnung widerfuhr einem anderen Montafoner, der nachts bei Mondschein an einem Gradtobel stand und dem Nachtvolk zuschaute, das gerade durch das Tobel herunter gefahren kam. Wie er da so schaute und schaute, kam unversehens einer aus dem Nachtvolk auf ihn zu und sagte: „Götti , gang witer offi.“ Da fuhr aber ein Grausen in den Mann, und er sprang davon.

1 Gestäub (Gstöb im Montafoner Dialekt) kommt entweder von stubbi (ahd.) und bezeichnet die Stäubchen, die im Sonnenlicht sichtbar werden oder aber es kommt von Stupa und bezeichnet den Abfall beim Hecheln von Hanf und Flachs (vgl. Elsensohn 2006: 266).

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