Lukas-Tschofen-Stube

Lukas Tschofen Stube
Lukas Tschofen Stube
Lukas Tschofen Stube

Beschreibung

Lucas Tschofen ist der berühmte, von der Sage fast deutlicher als von der Geschichte überlieferte Kriegsmann, der mit ungeheurer Beute aus dem Süden in seine Montafoner Heimat, nach Gaschurn, zurückkehrte,...

Lucas Tschofen ist der berühmte, von der Sage fast deutlicher als von der Geschichte überlieferte Kriegsmann, der mit ungeheurer Beute aus dem Süden in seine Montafoner Heimat, nach Gaschurn, zurückkehrte, hier eine weitverzeigte Sippe gründete und von seinem Gelde einen wahrhaft fürstlichen Gebrauch machte. Er stiftete das Kirchlein Maria Schnee, noch heute ein Juwel kirchlicher Kunst im inneren Montafon, baute großartige Häuser, die zum Teil noch erhalten sind, stattete sie prunkvoll aus, wie Täfel und Türstürze noch heute zeigen, und setzte auch sonst die heimischen Handwerker und Künstler in ein erfreuliches Brot.“ Das einleitende Zitat stammt vom bekannten Montafoner Volkskundler Richard Beitl, der Lukas Tschofen in dieser Weise charakterisierte.

Die Wirklichkeit sah anders aus: Es gab in der frühen Neuzeit vier Gaschurner namens Lukas Tschofen, die in direkter Linie miteinander verwandt waren. Der erste Lukas Tschofen heiratete eine begüterte Witwe und schaffte es mit viel Geschäftssinn, das Vermögen zu vergrößern. Sein Sohn Lukas II. Tschofen strebte neben der Erweiterung seines Vermögens auch die Schaffung eines symbolischen Kapitals an. Während der Kriegs- und Pestzeiten und parallel zum Neubau der Pfarrkirche in Gaschurn ließ er die Kapelle Maria Schnee errichten. Der dritte Lukas Tschofen besaß die Alpenrose, das Mitte des 17. Jahrhunderts mit Abstand reichste Gasthaus des Tales. Ein Dokument im Tourismusmuseum weist in mit einem Vermögen von 30.000 Gulden aus, der zweite besaß 8.000 Gulden und dritte Gastwirt konnte gerade noch ein Vermögen von rund 500 Gulden angeben. Der vierte Lukas Tschofen ist schließlich jener, dem das Haus an der Straße Richtung Partenen gehörte, aus welchem sich die prunkvolle Stube im Gemeindezentrum von Gaschurn erhalten hat.

Die Stube wäre um 1910 beinahe dem Feuertod anheim gefallen und es ist dem Architekten Georg Baumeister aus Bregenz zu verdanken, dass sie die Zeit überdauert hat. Baumeister recherchierte damals für sein Buch über die typischen Vorarlberger Häuser und erfuhr in Gaschurn, das besagte Stube vernichtet werden sollte. Er nahm sie kurzerhand mit nach Bregenz, von wo sie über den Kunsthandel in den 1980er Jahren wieder den Weg nach Gaschurn fand. Heute präsentiert sich uns die Stube als ein Beispiel bürgerlicher Stubenbaukunst, die im Gegensatz zur übrigen bäuerlichen Welt mit ihren einfachen Stubenvertäfelungen stand. Die reich geschnitzte Türe orientiert sich in ihren Formen an der Architektur, das Deckenmittelblatt zeigt unüblicherweise kein gemaltes religiöses Symbol, sondern ein plastisch geschnitztes Wappen der Tschofen, welches diese wenige Jahre zuvor verliehen bekommen hatten. Der Ofen mit seinem Zierkranz entspricht in seiner städtisch-bürgerlichen Konzeption ebenfalls dem prestigeorientierten Denken der Besitzer.

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