Gemstelweg 6

Der Ortsteil in Bödmen gilt als wahrscheinlich ältester ganzjähriger Siedlungsraum im Kleinwalsertal. 

Dieses Haus wurde 1516 das erste Mal urkundlich erwähnt und gehörte einem Hänslin Heim. Die Besitznachfolge war eine direkte bis zum heutigen Tag, an dem sein 11-Mal Urenkel im Besitz des Hauses ist. Nur der Name wechselte dreimal durch Heirat, 1668 zu Schuler, 1728 zu Müller und seit 1852 wieder zu Heim. Im Jahr 1688 wurde das Haus abgebrochen und anschließend ein neues Haus an der gleichen Stelle erbaut. Im Lauf der Jahrhunderte wurde es erweitert und erhielt in den 1870er Jahren das heutige Aussehen. In den 1950er und 1960er Jahren war hier das Heimatmuseum des Kleinwalsertals untergebracht. Daniel Müller (1781-1845) schuf mit einer Sammlung von „Walser Altertümer“ das erste Museum im Haus. Außerdem hat er als Talchronist wertvolle Aufzeichnungen über die Geschichte des Tales hinterlassen.

Daniel Müller war über viele Jahre Gemeindekassier und gehörte zu einem der größten Grundbesitzer und reichsten Bauern des Tales und war als Geldverleiher weit über die Grenzen des Tales bekannt. Aus einem Steuerverzeichnis des Jahres 1811 erfahren wir, dass er zusammen mit seinem Bruder David insgesamt fast 30.000 Gulden an Geld verliehen hatte.

Aus seinen Aufzeichnungen können wir gut die Wirtschaftsweise der Walser nachvollziehen, die im Lauf des Jahres mit den Tieren mitzogen: „1813 den 5. May haben wir auf Moritzengut unter der Straß bis zum Gassenstall angefangen frezen mit den Kühen (…), den 15. May sind wir mit dem Vieh in Weyer gefahren, den 18. Juni sind wir in Zügg (Sennalpe) gefahren mit 8 Kühen u. 2 leeren Rindern u. Alois Keßler mit 2 Kühen, 2 Zeitrinder, ein leeres Rind u. 2 Kälber, am 22. Juni hat man die Alp Pergund besezt (Jungviehalpe).“

Das Prinzip dieser Wanderungen ist „Die Kuh geht dem Futter nach“. Vom Hausstall „fuhr“ man im Frühjahr in den Weidstall (oben Weyer) oder im Kleinwalsertal in wenigen Fällen auf das Maisäß, dann ging es weiter auf die Alpe (oben mit den Kühen auf die Zügg u. mit dem Jungvieh auf Bärgunt). Bei den meisten Alpen zog man im August auf die Hochalpe und ab September wieder von Weidstall zu Weidstall. Zwischen Weihnachten und Neujahr kehrte man in der Regel zum Hausstall.