Österreich
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Gasthof Engel, Klösterle
Beschreibung
Das Gasthaus „Engel“ hat als einziges der einstmals vorhandenen Wirtshäuser in Klösterle einen historischen Charakter gewahrt.
Das landwirtschaftliche Gebäude – Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein Doppelhaus – dürfte zur Zeit des Baus der Arlbergbahn 1880 bis 1884 als Gastwirtschaft eröffnet worden sein. In diesen Jahren sprossen solche im Klostertal praktisch aus dem Boden. Die Anwesenheit von tausenden Arbeitern aus allen Teilen der Donaumonarchie und noch weiter entfernten Regionen boten ungeahnte Geschäftsmöglichkeiten.
Die prägendste Gestalt unter den Engelwirten war denn auch ein Mann, der aufgrund des Bahnbaus ins Klostertal gekommen war: Heinrich Besse (1852-1907). Er hatte sich in Klösterle niedergelassen und 1883 Filomena Burtscher geheiratet. Seine Lebensgeschichte wurde im Bludenzer Anzeiger in einem Nachruf wie folgt beschrieben:
Wer kann sie nicht, die große, auffallende Hünengestalt? Als er noch ungebeugt einherschritt, wohl der längste Mann des Klostertales, vielleicht des ganzen Bezirkes Bludenz. Die Ingenieure des Arlbergbahnbaues bis St. Anton hinein und auch jene nach dem Baue bis heute, das Heer von Mitarbeitern seit dem ersten Spatenstich der Bahn, die Bewohner des Alfenztales bis hinaus zur Ill, sie alle kannten den rastlosen Mann. Besse war aber auch über die Felsenkämme des Arlberges hinweg bekannt. In Westfalen stand seine Wiege. Dort wuchs er auf. Im preußischen Heer brachte er es zum Unteroffizier. Dann war er beim Gotthardtunnelbau und auch beim Bau des Mont-Cenistunnel, bis ihn die Ausschreibung des Arlbergtunnelbaues nach Langen und Klösterle führte, wo er eine Einheimische zur Lebensgefährtin wählte. Hier tat er beim ganzen Bahnbau mit und zählte zu den umsichtigsten und kühnsten Tunnelbauaufsehern. Dabei war er sparsam und grundehrlich. Nach Eröffnung des Betriebes blieb er als Aufseher bei den Lehnensanierungsarbeiten Dalaas-Wald, folgte aber später dem Rufe bekannter Ingenieure zu einem Tunnelbau nach Rußland. Dort verlor er seine Gattin und zwei Kinder. Letztere starben an einer Infektionskrankheit. Bezeichnend für die bei diesem Bau herrschenden echt russischen Zustände ist, daß Besse die Leichen der eigenen Kinder unter einem Baum vergraben mußte. Der russische Tunnelbau griff auch Bessis Gesundheit an und schon etwas leidend, kehrte er ins Klostertal zurück. Trotzdem war er nochmals längere Zeit im Arlbergtunnel als Aufseher und Bahnrichter tätig. Und als infolge des in der Nacht vom 8. zum 9. Juli 1892 eingetretenen Bergsturzes unterhalb Langen die Bahn in den Berg verlegt wurde, half der Tunnelaufseher Bessi den letzten Tunnel bauen. In Klösterle besaß der Unermüdliche seit Jahren das Gasthaus zum Engel.