Gasthaus Johanniterstube

Fusangel
Gasthaus Sonne
Johanniter
Klösterle
Klösterle

Beschreibung

Interessantestes Gebäude von Klösterle

Aufgrund seiner vielfältigen Funktionen im Laufe der Geschichte handelt es sich beim Gasthaus Johanniterstube um das interessanteste Gebäude von Klösterle, wenngleich nach vielen Umbauten von der historischen Substanz fast nichts mehr übriggeblieben ist. Die wuchtigen Mauern im Keller vermitteln jedoch immer noch einen Blick in die Vergangenheit des Ortes. Schon der Kirchenhistoriker Andreas Ulmer brachte das Gebäude um 1930 mit dem Besitz des Johanniterordens in Klösterle im ausgehenden Mittelalter in Verbindung. Er vermutete eine Nutzung als Wirtschaftsgebäude. Bis 1823 war das Haus mit einem Torbogen, der die Straße überspannte, mit dem gegenüberliegenden Gebäude verbunden, wobei letzteres mittlerweile nicht mehr existiert. Sehr wahrscheinlich befand sich hier die schon im 14. Jahrhundert erwähnte Zollstelle von Klösterle. In der Bauchronik der Pfarrkirche Klösterle von 1609 ist davon die Rede, dass während der Bauzeit die Gottesdienste im „Unterhaus auf die Lauben, welche über die Landstraße geht“ stattgefunden hätten. Anfang des 19. Jahrhunderts war hier das Gasthaus Rössle untergebracht. Damaliger Besitzer war der k. k. Salzfaktor Johann Josef Schuler (1763-1821).

Nach Beschreibungen   des Frühmessers Johann Josef Bargehr (1804-1895), eines Verwandten der Familie Schuler, der den Gebäudekomplex noch mit dem Mittelbau von vor 1823 gekannt hatte, fertigte Pfarrer Andreas Fusangel (1853-1951) folgende Beschreibung samt einer Zeichnung an:

Dieses Haus war anfangs dieses Jahrhundert viel größer, als es jetzt ist: es bildete mit dem gegenüberliegenden, nun durch die k. k. Straße von ihm getrennten Haus des Kaspar Tschohl nur ein Haus, so zwar dass das Gebäude in seinem Mitteltheile die Straße überdachte. […] Der Mittelbau, unter welchem sich die Straße zog, musste im J. 1823, als unter Kaiser Franz I. von Bludenz an durch das Klosterthal über den Arlberg und das Stanzertal die neue Straße angelegt wurde, herausgenommen werden, da wegen der vorgenommenen Erhöhung die Lastwagen nicht mehr durchgekommen wären. In diesem Mittelbau befanden sich oben zwei und unten vier durch einen Gang getrennte Zimmer.

Maria Katharina Schuler (1794-1869), die Tochter des schon erwähnten Salzfaktors, begründete in ihrem Testament die Einrichtung einer Privatschule in diesem Haus. Die Umsetzung erfolgte durch ihren Neffen Johann Josef Bitschnau (1821-1875), der lange Zeit Vorsteher von Klösterle gewesen war. In seinem Testament verfügte er die Einrichtung der Schule, die 1878 erfolgte. Über einen Zeitraum von 50 Jahren waren nun Barmherzige Schwestern hier tätig, die eine zweiklassige Schule führten und pflegebedürftige Menschen betreuten (weshalb das Haus als „Armenhaus“ bezeichnet wurde). In der unteren Klasse wurden Mädchen und Burschen gemeinsam unterrichtet, während die obere Klasse den Mädchen vorbehalten war. 1938 wurden Schule und Armenhaus durch die Nationalsozialisten gewaltsam aufgelöst. Die letzten drei Insassen verschleppte man nach Hall in Tirol. Rudolf Burtscher starb 1942 in Konzentrationslager Dachau, während seine Schwester Petronilla den Krieg überlebte. Robert Drißner starb in der Endphase des Kriegs in Hall, wohl aufgrund der schlechten Versorgung.

Das Gebäude wurde vor rund 30 Jahren durch den einstigen Bürgermeister Erich Brunner (1940-2018) erworben und komplett umgebaut. Im Untergeschoss wurde das Gasthaus Johanniterstube eingerichtet.

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