Friedhof der Pfarrkirche St. Laurentius - Grabmal Ludwig Ganghofer

Beschreibung

Auf dem Friedhof der katholischen Pfarrkirche, der als eine der meistbesuchten Grabstätten Altbayerns gilt, liegen viele bedeutende Persönlichkeiten und Künstler begraben, u.a. die Schriftsteller Ludwig Ganghofer (mit Frau Kathinka) und Ludwig Thoma, dessen Geliebte Maidi Liebermann (1884-1971), der Kammersänger Leo Slezak (mit Frau Elsa), seine beiden Kinder – Schauspieler Walter (1902-1983) und Kammersängerin Margarete Slezak (1909-1953) –, die Schriftsteller Heinrich (1887-1955) und Alexander Spoerl (1917-1978) sowie der Maler Olaf Gulbransson (1873-1958). Außerdem finden sich hier die Grabstätten der Fürsten/Grafen Donnersmarck sowie des jüdischen Wohltäters Gustav Mayer. In der Nähe von Ludwig Ganghofer, zwischen südlichem Eingang (Eingang Schule) und Brunnen, kann man auch das Grab von Emil Ganghofers Sohn Rudi (1892-1970) und dessen Frau Maia, geb. Osswald (1900-1987) aufsuchen.

Literarisches Zeugnis: Ludwig Thoma: „Prolog zu Ludwig Ganghofers Gedächtnisfeier in Tegernsee“

Ludwig Ganghofer wurde am 27. Juli 1920 in Rottach-Egern beerdigt. Der Rechtsanwalt, Kritiker und Schriftsteller Max Bernstein (1854-1925) hielt die Grabrede, ein Gedicht von Ludwig Thoma, der nach Zeugenbericht sehr unter dem Verlust des Freundes litt, wurde vorgetragen. Der viel zitierte Schlusssatz Thomas in einem Brief an Josef Hofmiller lautet: „Um den Mann ist schade.“ Ein Jahr darauf wurde Thoma selbst begraben, nachdem er sich zuvor den Platz neben Ganghofers Grabstätte gesichert hatte.

Am 17. August 1920 veranstaltete Anna Denggs Bauerntheater eine Festvorstellung, zu der das folgende Gedicht von Thoma, der die Festrede hielt, vom österreichischen Schauspieler Fritz Greiner (1879-1933) vorgetragen wurde:

„Er ist nicht mehr, der Form uns und Gestalt

Der deutschen Art uns war gewesen

In harten Zeiten letzter Halt,

An dem so viele hofften, zu genesen.

Wie eine Tanne steht auf hohem Sitz,

Den Stürmen trotzend, die sie kaum zum Neigen

Der Wipfel bringen, stand er, als ein Blitz

Ihn traf. Er fiel, ein Baum mit grünen Zweigen.

Wir sehen tieferschüttert einen Fall

Und grauer scheint das ungewisse Morgen.

Und schwer drückt auf uns, was überall,

Sich um uns drängt an Not, Gefahr und Sorgen.

Und dennoch – nein! Uns Andern ziemt es nicht,

An ihn mit Trauer und Schmerz zu denken.

An ihn, den Frohen, der so lebend spricht

Aus seines Werkes köstlichen Geschenken.

Wir schöpfen immer noch aus diesem Quell

Des Lebensmutes seiner heit’ren Güte,

Das Dunkel weicht und in uns wird es hell

Und manchen Frühling grüßt noch neue Blüte.

Sein ganzes Leben war ein Sonnenschein,

Den sperrt kein Tod in einen engen Schrein.

Der wird noch Vielem, was sich drängt zum Leben,

Sein warmes Licht zu starkem Wachstum geben.

Und fühlt das Volk auch noch in fernen Tagen

Sein edles Herz für alles Hohe schlagen.

Und klingt in bess’ren Zeiten noch sein Wort

Als hoher Trost, als ernster (!) Mahnung fort.

Wie war er tot – der so lebendig bleibt?

Kein Baum verdorrt, der neue Blätter treibt.

Er lebt der Heimat, die ihn stets beglückte.

Die er mit seinen Werken dauernd schmückte,

Er lebt dem Volke, das er heiß geliebt

Und das ihm dankbar Treu’ um Treue gibt.“

(zit. n. Braito, S. 595f.)

Am 20. August 1920 wurde zur Gedächtnisfeier Ganghofers Stück „Der Geigenmacher von Mittenwald“ im Tegernseer Bauerntheater aufgeführt.

Kontakt

Kißlingerstraße 45, 83700 Rottach-Egern, Deutschland

Aktivitäten in der Umgebung

  • Anfahrt