Freilichtmuseen in Bayern – „Nachhaltigkeit zu jeder Zeit“

Pressemeldung

Freilichtmuseen in Bayern – „Nachhaltigkeit zu jeder Zeit“

Lust auf frische Luft? Davon bieten die Freilichtmuseen jede Menge! Besucher:innen des Alten Hofes in München können die acht Museen des Netzwerkes "Freilichtmuseen in Bayern" gerade im Infopoint auf Bildfahnen "wehen" sehen. In Vitrinen machen Schuhe, Textilien, Geräte oder Modelle von Wasserrädern noch bis zum 28. Mai anschaulich, wie nachhaltig man früher agierte.

Die Freilichtmuseen in Bayern entstanden ab den 1960er- und 1970er-Jahren alle aus einer ähnlichen Motivation heraus: Weil es noch keinen Denkmalschutz gab, wurden im Freistaat viele alte Gebäude und Bauernhöfe abgerissen. Menschen wollten lieber komfortable Einfamilienhäuser bewohnen. Dies hat damals zum Glück eine Gegenbewegung ausgelöst: Einige, besonders schöne Häuser sollten gerettet und die bäuerlich- ländliche Kultur bewahrt werden. Die Lösung war, interessante Bauten ab- und an anderer Stelle auf freien Flächen draußen wiederaufzubauen.

Die Freilichtmuseen in Bayern haben sich 2019 zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Um sich gemeinschaftlich besser zu positionieren und die Verknüpfung mit dem Tourismus in Bayern zu intensivieren, werden seitdem Projekte entwickelt und durchgeführt, die sowohl die Vielfalt der bayerischen Freilichtmuseen, als auch deren besondere Alleinstellungsmerkmale präsentieren. Ein solches Projekt ist die Social-Media- Kampagne #FreiLichtblick, bei der regelmäßig verschiedene Themen aus allen Freilichtmuseen gemeinsam online vorgestellt werden. Bei der aktuellen Ausstellung im Infopoint Museen und Schlösser in Bayern wird ein Thema aufgegriffen, das in der Gesellschaft heute mehr diskutiert wird als je zuvor: Nachhaltigkeit. Im Rundgang durch den Infopoint werden acht Ansätze vorgestellt.

Gruppenbild Netzwerk Freilichtmuseen in Bayern

Den Anfang macht dabei das Freilandmuseum Oberpfalz. Nachhaltige Bildungsprogramme zu Kreislaufwirtschaft, Biodiversität und Umweltbildung: Das findet sich an jeder Ecke im Freilandmuseum. Bei Führungen und Workshops erkunden Besucher:innen jeglichen Alters die verschiedenen Lebensräume wie die Museumsgärten und sehen die Artenvielfalt auf dem Gelände des Freilandmuseums Oberpfalz. Einen besonderen Stellenwert nimmt im Freilandmuseum Oberpfalz die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit ein. Als staatlich anerkannte Umweltstation ist das Freilandmuseum Oberpfalz zum einen ein anerkannter Träger der Umweltbildung. Zum anderen richtet sich das Museum selbst konsequent ökologisch aus. Das derzeit im Bau befindliche museumspädagogische Gebäude wird mit Hölzern aus dem eigenen Wald errichtet.

Auch das Fränkische Freilandmuseum Fladungen ist mit dabei in der Ausstellung und zeigt dabei nicht nur ein besonderes Nachhaltigkeitsthema, sondern auch eine Herzens-Angelegenheit: Es geht um Inklusion. Gesellschaften sind nur dann nachhaltig, wenn alle Bevölkerungsgruppen – und somit auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen – teilhaben können. Diese Botschaft ist in Fladungen ganz zentral und das Museum setzt sich aktiv dafür ein, diese Haltung in der Gesellschaft weiter voranzutreiben. Neben Tastplänen, Hands- on-Stationen und Leitlinien lädt auch ein umfangreicher Audioguide mit inklusiven Rundgängen zum Entdecken des Museums ein. Die Auszeichnung #bayernbarrierefrei der bayerischen Staatsregierung und die Zertifizierung durch die bundesweite Kennzeichnung "Reisen für Alle" bestätigen das Museum in seiner Mission und helfen dabei, die inklusiven Angebote für alle sichtbar zu machen.

Ob zur vielfältigen Versorgung und Verwendung im Dorfweiher oder Bach, als innovative Idee bei den Wässerwiesen, als Untersuchungsobjekt unter dem Mikroskop oder als nachhaltiger Energielieferant, wie bei Hydraulischem Widder, Mühlen & Co.: Wasser ist eine lebenswichtige und besonders vielseitige Ressource! Rund um das kühle Nass, das gleichzeitig auch Lebensraum für viele (Kleinst-)Lebewesen ist, dreht sich der Beitrag des Fränkischen Freilandmuseums des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim. Die in der Ausstellung gezeigten Exponate kommen bei museumspädagogischen Programmen zum Einsatz. Die Angebote verfolgen u.a. die Grundsätze der "Bildung für nachhaltige Entwicklung" und möchten Fragen aufwerfen. Wie ging man früher mit der Umwelt und den Ressourcen um? Und was kann man aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen? In Bad Windsheim können Besucher:innen Antworten und Anregungen für das eigene Handeln finden.

Im Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren bleiben nicht nur historische Bauten erhalten. Auch sämtliche Bauerngärten, ein Spaliergarten, Streuobstwiesen, Musterfelder mit alten Getreidesorten und Feldfrüchten, Baumhecken und Feldholzinseln, Wasserbiotope und Waldflächen finden im Museum ihren Platz. Dadurch schützt und fördert das Museum Ökosysteme und Landschaftsstrukturen. Neben Obstbäumen und anderen Pflanzen sind auch Bienen in Illerbeuren zu Hause. Verschiedene Bienen-Arten sind sehr gefährdet und müssen unbedingt geschützt und erhalten bleiben. Sie bestäuben 80 Prozent der heimischen Pflanzen und sind notwendig für den Erhalt der ökologischen Artenvielfalt. Und damit nicht genug: Die Biene ist auch noch das drittwichtigste Nutztier in der Landwirtschaft.

Beim Freilichtmuseum Glentleiten geht es um die Ernährung. Was früher auf den Tisch kam, war nämlich meist keine Frage des Geschmacks. Verarbeitet wurde vorrangig das, was selbst angebaut wurde. Die Ernährung war dabei wenig abwechslungsreich. Ein sogenannter Physikatsbericht aus dem Landgericht Tölz nennt Milchprodukte, daneben Dörrobst, eingesalzenes Kraut, weiße Rüben, Mus aus Milch und Mehl sowie Schmalzgebackenes, kaum Kartoffeln und nur an hohen Festtagen Fleisch. Die Gärten, Felder und der Krautacker an der Glentleiten sind Zeugen dieser bäuerlichen Selbstversorgung. In Führungen und Aktivprogrammen, dem „Blick über den Gartenzaun“ oder an Veranstaltungstagen wie dem Dreschtag stehen die Themen Ernährung, Selbstversorgung und Vorratshaltung im Freilichtmuseum im Mittelpunkt.

Vielfältige Beispiele für klimagerechtes Bauen im ländlichen Raum finden sich in Freilichtmuseen, auch im Bauernhausmuseum Amerang: Die historischen Gebäude wurden nachhaltig errichtet und über den gesamten Lebenszyklus bewirtschaftet. Ihre Baumaterialien stammten zumeist aus der direkten Umgebung, wie das Holz aus dem nahen Wald, das Stroh aus dem örtlichen Getreideanbau oder Lehm und Steine aus regionalen Steinbrüchen und Lehmgruben. Die Museumsgebäude weisen unterschiedliche Schadensbilder auf. Bei der fachgerechten Sanierung der Häuser kommen nur Stützen oder Verbindungen aus Metall zum Einsatz, wenn es statisch notwendig ist. Das Bauernhausmuseum Amerang des Bezirks Oberbayern zeigt Lösungen zum Erhalt und Ertüchtigung der historischen Gebäude.

Viele alte Häuser und Höfe zeugen vom achtsamen Umgang mit Bausubstanz. Dabei geht aber nicht nur ums Sanieren, wie im Bauernhausmuseum Amerang, sondern genauso um die ursprüngliche Bausubstanz der Häuser. Im Freilichtmuseum Massing bildet der neueste „Zugang“, die 2018 translozierte und seitdem im Wiederaufbau befindliche Görgenmannsölde, dabei keine Ausnahmen. Jahrhundertelang wurde hier Nachhaltigkeit praktiziert, altes mit neuem verbunden und alte Bausubstanz weiter- und wiederverwendet. Nur so ist es möglich, dass selbst Blockwandreste und Deckenbalken aus dem 16. Jahrhundert bis heute erhalten blieben. In wenigen Monaten können sich die Besucher selbst ein Bild davon machen, denn Ende Juli 2022 ist es endlich soweit und das Paradebeispiel des nachhaltigen Bauens wird in Massing eröffnet.

Muss man eine Schürze mit Löchern wegwerfen, oder gibt es dafür vielleicht doch noch eine andere Verwendungsmöglichkeit? Diese Fragen stellt das Freilichtmuseum Finsterau mit seinem Ausstellungsthema. Auf dem Land wurden Stoffe, Kleider und Schuhe immer weiterverarbeitet. Und wenn die eingangs beschriebene Schürze nicht mehr zu flicken war, dann wurde der Stoff eben zerschnitten und als Putzlappen weiterverwendet. Von Kopf bis Fuß nachhaltig kann man da nur sagen. Bei den pädagogischen Programmen in Finsterau "Wo drückt der Schuh?" und "Was erzählt mein Kleiderschrank?" geht das Museum auf die Herstellung und die Nachhaltigkeit von Schuhen und Kleidung ein. Die Programme sind nach den Leitsätzen der "Bildung für nachhaltige Entwicklung" konzipiert und regen die Lernenden dazu an, das eigene Konsumverhalten zu überdenken.

Mit Fahnen und vielen Exponaten präsentiert jedes der acht Museen einen Aspekt der Nachhaltigkeit in Freilichtmuseen. Ländliche Vielfalt aus ganz Bayern zu Gast in der Landeshauptstadt: Die Ausstellung im Infopoint Museen & Schlösser im Alten Hof ist noch bis zum 28. Mai 2022 im Infopoint zu sehen.