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Ehemaliges Frühmesserhaus
Beschreibung
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es in Klösterle zwei Geistliche – einen Pfarrer und einen Frühmesser.
Das einstige Frühmesserhaus im Zentrum des Ortes ist bis heute ein sichtbares Zeichen aus dieser Zeit. Nach der Auflassung der Frühmess-Pfründe wurde es veräußert und diente in weiterer Folge als Wohnhaus.
Die Errichtung des Gebäudes und die Einrichtung der Pfründe verdankten die Bewohnerinnen und Bewohner von Klösterle einer von hier stammenden Familie, die im 17. und 18. Jahrhunderts einen bemerkenswerten sozialen Aufstieg gemacht hatte. Hauptstifter war Johann Georg von Fritz, der gemeinsam mit seinem Bruder Adrian 1725 in den Reichsadelsstand erhoben worden war. Ein Sohn Adrians war der bedeutende Jesuitendramatiker Andreas von Fritz. Der Urgroßvater der beiden Brüder, Thomas Fritz, war der größte Förderer des Neubaus der Pfarrkirche von Klösterle 1609 gewesen. Johann Georg von Fritz war kaiserlicher Feld-Proviantoffizier in Wien. In seinem Testament, das er ein Jahr vor seinem Tod 1741 verfasste, verfügte er Folgendes:
Viertens verschaffe ich mit meiner Ehekonsortin [= Ehefrau] Maria Theresia ihrer Einwilligung an meinem Geburtsort in vorarlbergischer Herrschaft Sonnenberg zu Klösterle zum ewigen Unterhalt eines Benefiziaten oder Frühmessers vier tausend Gulden Kapital und für die Kirchennotwendigkeiten als Wax, Wein und Paramente vier hundert Gulden Kapital […].
Nach dem Tod der Witwe des Stifters 1765 wurden die Einrichtung der Frühmess-Pfründe umgesetzt und die Unterkunft des Frühmessers errichtet. Im Juni 1766 zog mit Thomas Tschohl der erste Geistliche hier ein.
Die prägendste Persönlichkeit in der Reihe der Frühmesser von Klösterle war sicherlich Johann Josef Bargehr (1804-1895), dessen Verwandter Johann Josef Bitschnau maßgeblich zur finanziellen Besserstellung der Frühmess-Pfründe beitrug. Der in Brunnenfeld bei Bludenz geborene Bargehr wurde 1828 zum Priester geweiht. 1833 wurde als zum Frühmesser von Klösterle berufen, wo er ganze 62 Jahre lang tätig war. Anlässlich seiner 60jährigen Tätigkeit in der Gemeinde wurde er 1893 zum Ehrenbürger ernannt. Bei seinem Tod 1895 wurde er als „Senior der Geistlichkeit in der ganzen Diözese Brixen“ bezeichnet, der „wegen seiner Herzensgüte allgemein beliebt“ gewesen sei.