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Der sagenumwobene Halmstein
Beschreibung
Ungefähr 5 km nordwestlich von Malching liegt auf einer Anhöhe über dem Jetzenauer Tal der kleine Weiler Halmstein.
Trotz seiner Abgeschiedenheit ist das Dorf, das nur aus einigen Bauerhöfen und einem Gasthaus besteht, durch ein Naturdenkmal besonderer Art bekannt. Ein riesiger Quarzitblock ragt am Waldrand südlich der Ortsflur in einem Ausmaß von mehreren Metern schräg aus dem Boden. „Halmstein“ wird dieser Felsriese genannt, den uns die Eiszeit vor Millionen von Jahren als mächtigen Zeugen hinterlassen hat. Man könnte meinen, die untere Hälfte stecke abgestürzt im Erdboden und der vordere Teil neige sich mangels eines festen Untergrundes allmählich zu Boden.
Bereits in der jüngeren Steinzeit diente er den damaligen Siedlern als Kult- und Versammlungsstätte.
Dieser „halbe“ Stein (Konglomeratgestein, auch Nagelfluhfels genannt) gab der naheliegenden Ortschaft seinen Namen, denn bereits in einem Urbar aus dem 14. Jahrhundert wird sie „Haldenstaein“ – erst in späterer Zeit „Halbenstein“ – genannt. Die heutige Schreibweise „Halmstein“ kam wahrscheinlich durch mundartliche Redewendungen zustande und hat sich etwa seit Anfang des 19. Jahrhunderts eingebürgert.
Die Halmsteiner waren von jeher stolz auf ihr Wahrzeichen. Um die Jahrhundertwende errichteten sie auf der Oberfläche dieses eiszeitlichen Steinriesen sogar ein Sommerhäuschen und versammelten sich hier zu einem Plauderstündchen.
Es wurde im Volke schon immer eine Erklärung über die Herkunft dieses wuchtigen Felsbrockens gesucht und seine Entstehung schließlich himmlischen oder höllischen Kräften zugeschrieben. In zwei Sagen, die auch heute noch in der Bevölkerung in Erinnerung sind, wird die Herkunft zu deuten versucht.
Die erste Sage:
Die eine Sage berichtet vom Teufel oder dem „Gottseibeiuns“, der das naheliegende Gotteshaus von St. Anna bei Ering zerstören wollte. Eines Tages flog er mit einem riesigen Felsbrocken durch die Lüfte, um damit das Kirchlein St. Anna zu zerschmettern. Als er gerade über Halmstein schwebte, erklang das Taganläuten. Damit war seine Macht gebrochen und er musste unverrichteter Dinge abziehen. Mit einem wilden Fluch ließ er den Stein an jener Stelle fallen, an der er den Glockenton gehört hatte. Dort liegt er auch heute noch, halb im Boden steckend und halb herausragend.
Die zweite Erzählung
Berichtet von einem Bauernknecht namens Irgl. Dieser hatte sich auf der Heimfahrt von der Schranne zu Malching mit seinem Pferdefuhrwerk ziemlich verspätet. Es war bereits stockfinstere Nacht als der Irgl in den nahen Wald am Eichberg einbog. Er hatte keine Laterne bei sich und so bekam er es mit der Angst zu tun.
„ Wenn mir nur jemand leuchten tät, wenigstens durch den Wald. Heilige Muttergottes, alle Heiligen – steht’s mir bei, damit mir nichts passiert und ich heil heimkomme“ so jammerte der Irgl vor sich hin.
Plötzlich schwebte wie durch ein Wunder über dem linken Zugpferd ein Licht, das ihm den Weg taghell ausleuchtete und er brauchte keine Angst mehr zu haben. Kaum hatte er den dunklen Wald hinter sich gelassen, da meine der Irgl, dass er nun kein Licht mehr brauche und auch ohne Beleuchtung gut heim finden werde. Kaum hatte er dies ausgesprochen, schwebte das Lichtlein schnurstracks davon. Bevor es aber in Richtung Halmstein verschwand, gab es einen furchtbaren Krach, so dass der Irgl annehmen musste, der ganze Eichberg würde zusammenstürzen. Voller Schrecken kam er wenig später am Hof an, doch er hatte keine ruhige Nacht. Am nächsten Tag begab er sich schon in aller Frühe zu der Anhöhe, wo das Lichtlein verschwunden ist. Zu seinem Erstaunen fand er dort einen riesigen Felsbrocken vor, der zur Hälfte im Boden steckte und mit der anderen Hälfte wie mahnend schräg zum Himmel ragte.
Später erzählte man sich, weil der Irgl vergessen habe, dem hilfreichen Licht „Vergelts Gott“ zu sagen, habe ihm der Herrgott diesen Stein als Mahnung zur Erde geschickt.
Text: Reinhard Fuchs