Anna und Johann (Südwand) Klettersteig auf den Hohen Dachstein

Die Dachsteinsüdwandhütte.
Extrem schwieriger, überhängender Einstieg (E)
Glatte Wand ist mit Trittstiften zugenagelt (D)
Der Spreizschritt (C/D)
Die Seethalerhütte
Teilweise ungesicherter Steig (Fels 1+)
Der Schulteranstieg (B) auf den Dachstein ist teilweise versichert
Blick auf die Touristenstrecke zur "Dachsteinwarte"
Hoher Dachstein
Herrliches Panorama
Übergang auf den Gletscher beim Randluftsteig (B)

Die Tour

Den eindrucksvollen und beliebten Hohen Dachstein mit fast 3.000 Metern zu erklimmen ist für jeden Alpinisten ein herausforderndes Erlebnis! Angesehen von kurzen Gehpassagen zwischen den Klettersteigen bestreitet man fast 1200 Höhenmeter im „Mega-Klettersteig!

Die 3 Teilabschnitte mit Anna- und Johann-klettersteig sowie den Schulter-Anstieg setzen allerdings alpine Erfahrung, eine gehörige Portion Mut und Kondition, sowie stabile Wetterbedingungen zwingend voraus! Der erfahrene Bergsteiger muss sich im Klaren sein, dass er im Einstieg am Johann-Klettersteig mit schwerem Rucksack eine überhängende E-Stelle überwinden, Steigeisentechnik am Gletscher beherrschen, eine vielleicht unüberwindbare Randkluft meistern, bei dünner Luft auf den Dachstein hoch- bzw. abklettern (Versicherungen vielleicht unter Schnee und Eis versteckt) muss, um nicht zuletzt über den Abstieg über den spaltenreichen Gletscher sicher ins Tal zurück zu kehren.

Autorentipp

Der Dachstein ist an Schönwettertagen recht überlaufen! Ein "Stau" in den Steigen sollte dann einkalkuliert werden. Wer  die Möglichkeit hat, sollte die lange Tagestour an einem Wochentag in Angriff nehmen und möglichst noch vor Sonnenaufgang aufbrechen, will man im Johann-Klettersteig zügig voran kommen und die letzte Talfahrt mit der Südwandbahn absolvieren!

Info

Schwierigkeit
D/E
schwer
Aufstieg
1543 hm
Abstieg
1514 hm
Tiefster Punkt 1673 m
Höchster Punkt 2970 m
Dauer
10:18 h
Strecke
9,7 km

Details

Zustieg 500 m, 1:15 h
Wandhöhe 1000 m
Kletterlänge 1400 m, 6:30 h
Kondition
Erlebnis
Landschaft
Exposition
N
O
S
W

Beste Jahreszeit

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember

Wegbeschreibung

Start

Parkplatz Talstation der Südwandbahn (1.690 m)

Ziel

Parkplatz Talstation der Südwandbahn (1.690 m)

Weg

Vom Parkplatz (1.690 m) führt ein markierter Wanderweg (Nr. 615) rechts bei der Talstation vorbei, direkt zur Südwandhütte (1.871 m) hinauf. Hinter der Hütte der Beschilderung „Anna-Klettersteig“ sowie den markierten Pernerweg (Nr. 617) Richtung Tor einschlagen und in das Schuttkar (1.715 m) absteigen. Hier halten sich bis in den Frühsommer Firnfelder, wodurch Steigeisen hilfreich sein könnten. Im Kar den Steigspuren entlang den roten Punkt-Markierungen bis zum Wandfuß des Mittersteins aufsteigen (Vorsicht Steinschlag! – Hem aufsetzen!) und diesen nach Westen bis zum Einstieg auf 1.800 m folgen. (300 Höhenmeter, 1 Stunde)

Alternativ kann direkt zum Johann-Klettersteig aufgestiegen werden. Die heikle 100 m- Wandstufe, welche vor kurzem noch stellenweise frei kletternd (I-II) überwunden worden ist, wurde mit Fixseilen versehen (A/B) und somit wesentlich entschärft. Auch dieser Weg ist beschildert und mit roten Punkten markiert (500 Höhenmeter, 1 1/4 Stunden)

ANNA-KLETTERSTEIG: (Einstieg: 1800 m, 300 Höhenmeter, 600 Klettermeter, Schwierigkeit D)
Auch "Zustiegs-Klettersteig" genannt! Vom Wandfuß (B) führt die Route gleich recht ausgesetzt sowie schwierig (länger C, darauf C/D) auf den Steighilfen zum Pfeiler hinauf, weicht nach links zur Rinne etwas aus (B/C und B) und schlängelt mit Quergängen (C und B/C) sich luftig auf einer Platte luftig nach oben. Es folgt ein leichter Quergang (A) zur Wasserrillenplatte (B/C) mit einer anschließenden Wandstufe (C, dann C/D) in eine Rinne! Nun heißt es am längeren, schroffen Gelände (meist um B) durchatmen, leitetet eine ausgesetzte Kante (B) den vertikalen und somit kräfteraubenden Endspurt auf einer steilen Platte (C mit Schlüsselstelle D) ein, dessen Kletterschwierigkeit erst am Abschlusspfeiler (B/C und C) wieder nachlässt. Dies geschafft, ist in wenigen Minuten der Gipfel (2.097 m) über versichertes Gehgelände (A) erreicht. Als Draufgabe folgt noch eine leichte, teils ausgesetzte Gratwanderung (A bis A/B) bis zum Ausstieg in den Sattel.

Weiterer Aufstieg zum Johann-Klettersteig auf abschüssigem Steig, bei dem gefrorene Altschneefelder bis in den Frühsommer ein Anlegen von Steigeisen erzwingen!

JOHANN (SÜDWAND)-KLETTERSTEIG: (Einstieg: 2200 m, 540 Höhenmeter, 800 Klettermeter, Schwierigkeit E)
Nach dem Anseilplatz sind die ersten Versicherungen über Felsböcke (B) meist unter Schnee und Eis begraben. Noch einmal in die Hände gespuckt, zieht man sich gleich zu Beginn überhängend, steil über einen Felsvorsprung (E!) hinauf. Diese Schlüsselstelle hat schon so manchen zur Umkehr gezwungen - hat man ein Sicherungsseil parat, hilft ein starker Vordermann den Schwächeren Kletterern über diese extrem schwere Passage etwas nach, müssen sie sich dann nicht kraftraubend die Karabiner umhängen. Vorsicht, diese „Schummelei“ ist hier allerdings eine Ausnahme - die technische Hilfe ersetzt nicht die benötigte Armkraft für die weiteren D-Stellen!
Es folgt über eine steile Plattenrampe (langer C und B/C-Abschnitt), die bei Wasserrillen (C) im Fels endet. Der sehr schwere Mittelteil des Steiges führt über einen luftigen Felskopf (B/C, dann D) zu einer anspruchsvollen Querung (C/D), die auf eine senkrechte, glattpolierte Platte mit Trittstiften übergeht. Die ausgesetzte Felswand ist unschön mit unzähligen Eisenstiften zugenagelt, weshalb ich die „Verzierung“ auch „Igel“ nenne! Nichts desto trotz, endet der schwere Abschnitt am „Adlerhorst“, wo sich auch ein Rastplatz befindet und eine gute Überholmöglichkeit bietet. Nach den steilen Wandstufen (B/C) erreicht man einen ausgesetzten Felsvorsprung (C/D), an dem von innen heraus traumhafte Klettersteigfotos geknipst werden können. Dem nicht genug, wartet schon die nächste Fotopause beim kraftvollen Spreizschritt (C/D) auf einen steilen Pfeiler (C/D), ehe der Klettersteig nach der ausgesetzten, wie fordernden Ausstiegsrampe (C, C/D und D) mit herrlichen Tiefblicken bei der bewirtschafteten Dachsteinwarte endet. Bei einem Bier können die leeren die „Akkus“ beim Blick über den Hallstätter-Gletscher wieder aufgeladen werden. 3 Stunden sollten eingeplant werden, bei einem Besucheransturm auch mehr

WEITERER AUFSTIEG:
Gestärkt geht es bei der Dachsteinwarte nach Westen über den meist ausgetretenen Gletscheranstieg bis zu einer markanten, in den Gletscher ragenden Felsblock, zum Einstieg des Schulteranstieges weiter (20 Minuten).

SCHULTERANSTIEG: (Einstieg: 2750 m, 170 Höhenmeter, Schwierigkeit B und 1+)
Mit Hilfe von Eisenstiften und –stangen steigt man über zerklüfteten Fels den Grat(Schulter) empor. Der Steig ist teilweise mit lockeren Drahtseilen versichert, aber auch kurze ungesicherte Passagen (bis 1+) sind zu überwinden. Im weiteren, zum Teil ausgesetzten Verlauf trifft der Schulteranstieg auf den durchgängig versicherten Randkluftsteig, über diesen zum Gipfelkreuz hinauf geklettert (A/B) wird. 40 Minuten

Oben am Gipfel warten nicht nur viele „Wander-Touristen“, die sich für gutes Geld von einem Bergführer „hochziehen“ haben lassen, sondern bei guter Fernsicht auch ein gewaltiges Panorama vom Alpenvorland über das Tote Gebirge, Niedere und Hohe Tauern sowie Hochkönig und geht dann nahtlos in die Osterhorngruppe und den Salzkammergutbergen über.

RANDKLUFTSTEIG: (90 Höhenmeter, Schwierigkeit B)
Der Randkluftsteig wurde 2008 komplett mit einem durchgehenden Drahtseil erneuert und kann somit als relativ einfacher Klettersteig (A bis B) eingestuft werden, sofern die Versicherungen frei liegen und der Fels von Schnee und Eis frei ist. Der untere Bereich des Klettersteiges ist bis zur Randkluft (Spalt zwischen Fels und Eis) etwas schwieriger (B).
Vorsicht beim Übertritt auf den Gletscher, da es ab den Spätsommer tief in den Spalt runter gehen kann! Sollte nicht schon ein Kletterseil vor Ort über die Kluft gespannt sein, sichert man sich mit dem eignen Seil behelfsmäßig darüber. Bei zu großer, gefährlicher Randkluft sollte auch über den Schulteranstieg wieder abgestiegen werden. Acht geben wenn der Spalt durch Neuschnee eingeweht ist. 30 Minuten

WEITERER ABSTIEG:
Bei eisiger Spur sollte man nach der Randkluft sicherheitshalber die Steigeisen anlegen. Mit einem „Respektabstand“ zum felsigen Gipfelbereich steigt man am (spaltenreichen) Hallstätter-Gletscher nach Osten bis zu einer präparierten Spur (ohne Spalten :-) )eines Pistengerätes ab. Am Dirndl vorbei, geht die Gletscherpassage (Schladminger-Gletscher) bei der Bergstation der Südwandbahn nach weiteren 45 Minuten zu Ende. Am Hunerkogel (2.687 m) angekommen, bringt die Südwandbahn „Gehfaule“ und „Erschöpfte“ ohne weitere Mühen ins Tal zurück. Die genauen Betriebszeiten (letzte Talfahrt normal um 17.10 Uhr) sowie die Kosten der Talfahrt sind auf der Webseite der Dachsteinbahn zu finden: http://www.derdachstein.at/de/tickets-infos/einzelfahrten/ 

Für Konditionsstarke heißt es wieder Klettersteigausrüstung anlegen, wartet noch ein anspruchsvoller Abstieg über den kurzen ABSTIEGSKLETTERSTEIG (Schwierigkeit C/D), an der Materialseilbahn vorbei, zur Hunerscharte (2.600 m) hinunter. Der weitere Abstieg erfolgt über den einfachen HUNERSCHARTEN-KLETTERSTEIG (Schwierigkeit B, 50 Hm), der im Schuttkar in einen Weg Nr. 615 übergeht und über die Südwandhütte wieder zurück zum Parkplatz führt. Zusätzlich 1.000 Höhenmeter und 2 Stunden im Abstieg!

Anreise

Anfahrt

Man fährt in Eben von der A10 ab und über Filzmoos bzw. von Schladming kommend bis Schildlehen hoch, wo man in die Mautstraße abbiegt und bis zum Parkplatz der Talstation hoch fährt.
Bei Benutzung der Südwandbahn ist nach Vorlage des Tickets an der Mautstation die Gebühr auf der Mautstraße gratis

Parken

Parkplatz Talstation der Südwandbahn

Weitere Informationen

Ausrüstung

Komplette Klettersteigausrüstung (Helm, Brust- und Hüftgurt, Klettersteigset), Handschuhe, zusätzlich Steigeisen für den Zustieg (Firnreste im Frühsommer) und am Gletscher, Sicherungsseil (mind. 10 m) um Schwächeren zu helfen (wenn Randkluft zu groß ist oder die Fixseile unter Eis liegen), Notfallausrüstung (Biwak, Erste Hilfe, Handy), bei Nächtigung eine Stirnlampe, Hüttenschlafsack sowie Hygieneartikel, für den langen Tag viel zu trinken, Digitalkamera!

Da der Gletscher relativ flach ist (max. 20°) und bis zur Bergstation bei vernünftiger Routenwahl (nahe am Fels, Spur des Pistengerätes) keine Spalten aufweist, kann auf Seilschaft ebenso verzichtet werden, wie das Mitführen des Pickels, sollten die Klettersteige eisfrei sein! Bei Nebel hilft ein Kompass, dass man nicht vom sicheren Weg zum Hunerkogel abkommt

Sicherheitshinweise

Achtung, sehr hohe Steinschlaggefahr auf den Klettersteigen, besonders bei viel „Verkehr“!

Zustiege sind alle gut beschildert und mit roten Punkten markiert

Notausstieg nach jedem der drei Teilabschnitte möglich!

Auf dem Weg entdecken