32 Gipslöcher

Beschreibung

Vor langer Zeit führte eine alte Straße von Mittelberg nach Hochkrumbach, von dort über die Geißbühel und an den Gipslöchern vorbei, weiter über den Tannberg und über Zug hinunter ins Walsertal und von dort nach Feldkirch. Vielleicht liegt es an dieser alten Straße, dass es hin und wieder an den Gipslöchern in der Berger Alpe seltsame Erscheinungen gibt. Manchmal tönt von dort ein sonderbares Jauchzen – und wenn ein mutiger Hirte oder Wanderer diesem Jauchzen antwortet, klingt es so plötzlich aus nächster Nähe, dass bisher alle Reißaus nahmen. Auch tauchen immer wieder zwei weißgekleidete Burschen aus den Löchern auf, denen die Schwerkraft nichts anhaben kann – sie bewegen kaum die Beine und springen doch in Windeseile von der trichterförmigen Vertiefung über den Schneckenrain auf die Parzelle Tannberg hinauf. Ein steiles Gebiet, bei dem die Bauern früher beim Mähen Steigeisen trugen. Natürlich eignet sich der brüchige Gipskarst dieser Gegend für unterirdische Gänge und Höhlen, aber weshalb diese beiden dort unten umgehen und was sie an der Oberfläche treiben, weiß heute kein Mensch. Das ist nicht verwunderlich, denn dieses Geheimnis wird sich erst in ferner Zukunft offenbaren, aus der diese beiden Gestalten nämlich hin und wieder durchscheinen. Wo sie ein- und ausgehen wird ihr zukünftiger Arbeitsplatz sein (das Einkaufszentrum, das sich tief in den Gipskarst erstrecken wird, hat eine ganz besondere Attraktion zu bieten, die hier aber nicht verraten werden soll), und die seltsamen, weißen Gewänder, die man ihnen nachsagt, entsprechen der Mode ihrer Zeit. Ihre erstaunliche Geschwindigkeit basiert auf einer neuen Fortbewegungstechnologie, die schlussendlich auch den lärmenden Autos den Garaus machen wird. Aber das ist alles noch weit entfernt. Dass sich diese Geschehnisse mit dem alten, längst verschwundenen Weg kreuzen, ist kein Zufall – wo irgendwann einmal ein Weg war, werden immer wieder Menschen und andere Wesen angezogen.

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