29 Der Mönch und sein Samurai

Beschreibung

Woher die Namen Kriegerhorn und -alpe kommen in einer Gegend, die keinerlei Kriegstradition kennt, ist erstaunlich. Noch erstaunlicher ist, dass ein bestimmter Karren, der zur Beförderung von Mist und Humus geschaffen wurde, so genannt wird. Dieser Karren wurde auch bei der Holzrodung eingesetzt. Aber noch viel erstaunlicher ist ein alter Name für das Heilkraut Arnika – an vielen Orten wird diese Pflanze Krieger genannt. Was jetzt für die Namensgebung auf der Kriegeralpe entscheidend war, lässt sich heute nicht mehr eruieren, aber möglicherweise hat die Forschung doch etwas Wichtiges übersehen – die Geschichte geht von einem Mönch, der aus dem fernen Japan die Alpen erforschte und dabei eben auch das Kriegerhorn bestieg. Er war im Gefolge eines Samurai in voller Rüstung, und der arme Krieger kämpfte sich schwitzend hinter dem leicht bekleideten Mönch die Gipfel empor. Ihm war vom Kaiser seines Reichs der Schutz des Mönchs befohlen und er nahm seine Aufgabe sehr ernst. Er folgte diesem geduldig durch Talsenken, über Berghänge und auf die Gipfel. Der Mönch war auf der Suche nach den Überresten einer alten Kultur, von der eine japanische Sage erzählt. Sie soll ihren Ursprung in den Alpen oder an einem Ausläufer haben, und erzählt von einem seltsam friedlichen Volk, das sich einst ins Gletscherinnere zurückgezogen hatte. Dieses Volk zog aus unbekannter Ursache später gen Osten und nach seiner Ankunft im fernen Tibet erblühte dort eine spirituelle Hochkultur, die viele hundert Jahre später auch Japan erreichte. Der Mönch wollte Beweise für den Wahrheitsgehalt dieser Erzählung nach Japan bringen und hatte den Kaiser dazu gebracht, die Forschungsreise zu finanzieren. Der Samurai begleitete den Mönch über viele Jahre und beobachtete besorgt, wie sich der Mann immer hoffnungsloser in seine Idee verrannte und zunehmend verwirrt agierte. Er murmelte zusammenhangloses Zeug, schien Visionen zu haben und folgte jedem noch so verrückten Einfall. Nach den vielen Jahren des Suchens ohne jegliche Aussicht auf Erfolg war der Samurai mürbe. Er glaubte nicht mehr an den Wahrheitsgehalt der alten Sage, und mit der Zeit glaubte er nicht einmal mehr an die Zurechnungsfähigkeit seines Schutzbefohlenen. Und ausgerechnet am Kriegerhorn, nach dem 120. Gipfel in den östlichen Alpen und noch die ganze Alpenkette des Westens vor Augen, die noch nicht erforscht war, reichte es dem Krieger. Er zog sein Schwert und hieb dem Mann den Kopf ab. Jetzt war endlich Ruhe. Danach brachte er sich in gepflegter Samurai-Manier selbst ums Leben. Da weder der Mönch noch der Samurai in fremder Heimat spukten, wurde diese Geschichte bald vergessen, aber vielleicht gibt der Name Kriegerhorn doch einen Hinweis auf sie.

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